Thüringische Landeszeitung (Gotha)
„Familienkarte“kommt nicht überall an
Gutscheinheft gibt es auch ohne Brief bei den Abgabestellen. Arbeitskreis kritisiert mangelhafte Umsetzung
Das Projekt „Familienkarte“kommt zur Halbzeit der großen Ferien in Thüringen immer noch nicht in Schwung. Noch immer haben nicht alle Haushalte mit kindergeldberechtigten Kindern den Brief erhalten, der sie zur Abholung eines Gutscheinheftes mit einem Wert von 50 Euro berechtigt. „Das Familienministerium hat bei der Umsetzung
versagt“, kritisiert Aron Richardt. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Thüringer Familienorganisation (AKF) gehört zu den Initiatoren der Familienkarte, die allerdings in ihrem Ursprung als digitale Option vorgesehen war. Aus Sicht von Richardt lässt sich das Projekt dieses Jahr nicht mehr retten. „Ziel muss es jetzt sein, die digitale Familienkarte bis 2022 auf die Beine zu stellen, damit Familien in
Thüringen langfristig davon profitieren können“, fordert er.
CDU-Familienpolitikerin Beate Meißner stellt dem von Ministerin Heike Werner (Linke) geführten Ministerium ebenfalls ein miserabeles Zeugnis bei der Realisierung der Familienkarte aus. „Die Landesregierung bringt die Familien um die ihnen versprochenen Leistungen“, sagt die Landtagsabgeordnete und verweist auf teilweise verärgerte
Nachfragen. Die Gutscheinlösung sei eine Notlösung mit einem hohen bürokratischen Aufwand. Im Familienministerium wird die Kritik abgewiegelt und die Verantwortung an die Familien weitergegeben. Diese könnten ohne Erhalt des Briefes an eine der Ausgabestellen gehen und sich das Gutscheinheft abholen – jedenfalls dann, wenn sie bis zum 13. August keinen Brief erhalten haben, teilt eine Ministeriumssprecherin
mit. Familien mit mehreren Kindern erhalten nur ein Anschreiben und müssen dann in einer der Ausgabestellen den Anspruch auf weitere Gutscheinhefte nachweisen.
Zahlen, wie die Gutscheine bisher genutzt werden, hat das Ministerium zur Ferienhalbzeit nicht. Diese würden „in den nächsten Tagen vorliegen“, so die Sprecherin.