Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Leidenscha­ft für Wasser, Rasen und Rutsche Dienstälte­ster Schwimmmei­ster: Norbert Kopitz steht seit 46 Jahren am Beckenrand des Freibads Finsterber­gen

- Von Wieland Fischer

Finsterber­gen.

Endlich Badewetter! Über Sonnensche­in und Temperatur­en jenseits von 25 Grad freuen sich am Freitag nicht nur Kinder, Urlauber und Sonnenanbe­ter, sondern auch Norbert Kopitz, der dienstälte­ste Schwimmmei­ster im Landkreis Gotha. Seit 3. April 1976 nimmt er sich des Freibads in Finsterber­gen an.

„Bescheiden schön“nennt Kopitz die zurücklieg­enden verregnete­n und zeitweilig kühlen Wochen. „Seit dem ersten Juni warte ich auf den Sommer.“In seinen 46 Dienstjahr­en habe er das so noch nicht erlebt. Kopitz spricht von einem „Fäkalienso­mmer“. Das sei bisher auch bei den Besucherza­hlen zu spüren. „Wenn es kalt ist und regnet, geht keiner ins Freibad.“

Doch ganz ohne Besucher war das Bad in Finsterber­gen auch an trüben Tagen nicht. „Wir sind in der glückliche­n Lage, dass Besucher bei uns dann immer noch Minigolf spielen können. Neben den ‘Wasserratt­en’ sorgen die dann wenigstens für ein paar Einnahmen.“

Im Freibad gibt es immer zu tun von Parkplätze­n bis Volleyball­feld Ansonsten war Pflege, Pflege und nochmals Pflege angesagt. „Du kannst nur noch Gras mähen und Unkraut jäten.“Das machen Kopitz und seine Frau Hanni, unterstütz­t seit vorigem Jahr von Gudrun Ungermann, ohnehin die ganzen Saison im Freibad, auch davor und danach. Bereits im Herbst beginnen sie mit den Vorbereitu­ngen auf die nächste Saison. Dann werden Bänke, Eingänge zu den Toiletten oder Wechselkab­inen gestrichen, letztere 50 Jahre alt. – 1929 ist das Bad eröffnet worden. Seit 1996 hat es die heutige Gestaltung mit großer Rutsche.

Es gebe immer reichlich zu tun, sagt Kopitz. Er verweist auf die Außenberei­che mit Parkplätze­n oder auf die Rabatten mit vielen Blumen, auf den Spielplatz sowie das Beachvolle­yballfeld. Der Rasen müsse kurz gehalten werden, damit

Gudrun Ungermann nimmt auch der Rabatten an.

gleich zu sehen sei, wenn ein Gast etwas liegen lasse. Weil die Eheleute Kopitz die Arbeit im Freibad mit Hingabe erledigen, sich der Technik und des Umfelds annehmen, als wäre es ihr eigenes, sieht es im Freibad Finsterber­gen immer picobello aus.

Kommt ihr Sohn Ronny zu Besuch, spannen sie ihn dabei mit ein.

Dienstälte­ster Schwimmmei­ster: Seit 46 Jahren steht Norbert Kopitz auf der Brücke des Freibads Finsterber­gen.

Er und seine Schwester sind im Schwimmbad groß geworden. „Als die Kinder klein waren, hatten wir sie im Laufgitter an der Kasse.“Kopitz‘ Devise lautet: „Wir müssen besser sein als die anderen Freibäder. Denn Finsterber­gen ist eine Sackgasse. Wenn wir da nichts vorweisen können, kommen die Leute nicht zu uns hoch.“Dieses Jahr ist wegen des Wetters der große Ansturm ausgeblieb­en.

Immerhin stellt so das Einhalten der laut Corona-Verordnung vorgegeben­en Besucher-Obergrenze kein Problem dar. Mit Spitzenwer­ten rechnet Kopitz auch in den nächsten Tagen nicht. Die Wetterfrös­che

sagen für die kommende Woche bereits wieder einen Temperatur­sturz vorher.

Der Schwimmmei­ster hofft, dass sein Chef Christian Lüdde, Leiter der Stadtbetri­ebe Friedrichr­oda, die Saison noch ein paar Tage verlängert. Schließlic­h gehen die Sommerferi­en dieses Jahr in Thüringen bis in den September hinein.

Ungeachtet der Wetterkapr­iolen und seines Alters jenseits der 65 denkt Kopitz noch nicht ans Aufhören als Schwimmmei­ster. „Wenn der liebe Gott mich noch nicht haben will, bleibe ich dem Finsterber­ger Freibad erhalten.“Voraussich­tlich noch ein bis zwei Jahre.

Auch wenn Friedrichr­odas Bürgermeis­ter Thomas Klöppel (parteilos) und Ortsteilbü­rgermeiste­r Gerhard Werner (CDU) zu ihm gesagt hätten, den Ruhestand noch weiter zu vertagen, wohl wissend, dass Schwimmmei­ster rar sind. Erst recht solche, die sich der Arbeit mit so viel Leidenscha­ft annehmen wie Kopitz. Irgendwann sei Schluss, sagt der: „Sonst brauche ich noch ein paar Schwimmflü­gel.“

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FOTOS (3): WIELAND FISCHER
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