Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Nach 170 Jahren schlägt Meteorit wieder in Bad Tabarz ein Wiener Naturhistorisches Museum überlässt Gemeinde ein Fragment als Leihgabe
Bad Tabarz. Bad Tabarz.
Zurückgekehrt an seinen Ursprungsort ist jetzt ein kleiner Teil eines Meteoriten, der vor 170 Jahren in ein Feld am Fuße des Inselsberges bei Bad Tabarz eingeschlagen ist. Die Gemeinde hatte im vergangenen Jahr Kontakt zum Naturhistorischen Museum in Wien aufgenommen, das nun das 4,56 Milliarden Jahre alte Objekt als Leihgabe zur Verfügung stellt.
Am 18. Oktober 1854 raste ein glühender Feuerball in die Erdatmosphäre und schlug kurze Zeit später ein. Nach historischen Aufzeichnungen habe ein Schäfer den Eisenmeteoriten entdeckt und ein lukratives Geschäft gewittert. Er zersägte den Fund und verkaufte ihn an einen Mineralienhändler aus Berlin. Ein kleiner, knapp 55 Gramm schwerer Teil kommt über Umwege an einen Wissenschaftler.
Katrin Vohland, Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Wien, übergibt Bürgermeister David Ortmann den Tabarz-Meteoriten.
Weiter zersägt, tritt der Meteorit seine Weiterreise nach Österreich, England, den USA und Indien an, erklärt Bürgermeister David Ortmann (SPD). Für ihn sei es etwas Besonderes und er freue sich, dass zumindest ein Teil des Meteoriten am ursprünglichen Fundort in Bad Tabarz ausgestellt werden kann.
Anfang August unterzeichnete Ortmann den Leihvertrag bei Katrin Vohland, der Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Wien, und nahm das Exponat in Empfang. Sichtlich beeindruckt war Bürgermeister Ortmann vom Wiener Museum und der Ausstellung. „Das Ambiente selbst, aber auch die Ausstellung und Ausstellungsobjekte sind einfach atemberaubend“, sagt Ortmann. Besonders gefreut habe er sich über eine Führung hinter die Kulissen. Neben der Werkstatt der mineralogischpetrographischen Abteilung wurde er auch durch verschiedene Labore geführt. „Die Gemeinde sei für die Aufgeschlossenheit und die tolle Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Museums sehr dankbar.“Kuratorin Julia Walter-Roszjar von der Meteoritensammlung des Museum erklärte, dass es sich bei dem Tabarz-Meteorit um ein Fragment aus dem Metallkern eines aufgeschmolzenen, sogenannten „differenzierten Asteroiden“handelt. Der Tabarz-Meteorit stammt ursprünglich aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und ist ein Zeuge aus der Zeit der Planetenentstehung vor rund 4,56 Milliarden Jahren. Er zählt zu den Oktaedriten und besteht unter anderem aus Nickeleisen, den Mineralen Kamazit und Taenit sowie kleinen Mengen von Troilit, Schreibersit und Graphit.
Zu sehen ist der Meteorit ab sofort in der Gemeindebibliothek im Theodor-Neubauer-Park in Bad Tabarz. Geöffnet: montags 9.30 bis 12 und 13 bis 15 Uhr, dienstags 9.30 bis 12 und 13 bis 18 Uhr, donnerstags 9.30 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr sowie freitags von 9.30 bis 14 Uhr.