Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Hoch über dem Ellenbogen
Im Dreiländereck der Rhön lässt sich von Noahs Segel aus in die offenen Fernen sehen
Kennen Sie den Ellenbogen? Kleiner Tipp: Der Ellenbogen erreicht eine Höhe von 813 Meter über dem Meeresspiegel. Dennoch schütteln viele Menschen aus Thüringen bei der Frage den Kopf. Ellenbogen? Nie gehört. Und falls doch gehört, noch nie dort gewesen. Das ist schade – und lässt sich ändern: Der Ellenbogen im thüringischen Teil der Rhön eignet sich gut für einen Ausflug – und bei der Gelegenheit lässt sich gut von Noahs Segel zur Arche wandern. Und bei der Gelegenheit empfiehlt sich eine Abstecher ins Thüringer Rhönhaus, das unweit von Noahs Segel mit Gastlichkeit aufwartet.
Da, wo heute Noahs Segel steht und zum Raufgehen und Runterrutschen einlädt, war lange DDR-Jahre hindurch kein Wanderer willkommen. Inzwischen ist das Gebiet Teil des Unesco-Biosphärenreservats Rhön. Wie zentral die Region liegt, zeigen die Wegstrecken für Reisende mit dem Auto: Nur jeweils anderthalb Stunden entfernt sind demnach Erfurt, Frankfurt/Main oder Würzburg. Zu DDR-Zeiten aber kam hier kein Fremder her. Der Aussichtsturm konnte vor mittlerweile vier Jahren eingeweiht werden – und der Aufstieg lohnt, da sich ein Blick in die offenen Fernen bietet, wie es hier werbend heißt. Solche Bauwerke an markanten Punkten sind in jüngerer Zeit in Mode gekommen – und anders als auf der Hohen Geba konnte der Plan auf dem Ellenbogen auch in die Tat umgesetzt werden. Übrigens: Wer die Erlebnisrutsche nicht nutzen will, kommt auch zu Fuß runter.
Auf dem nahen Weidberg bei Kaltenwestheim erreicht der Wanderer die Arche Rhön. Das Besucherzentrum ist einem Schiffsbau nachempfunden und Teil der Erlebniswelt
Rhönwald. In der Ausstellung, heißt es, soll spielerisch Wissen über die Rhön, regionales Handwerk und geologische Phänomene vermittelt werden.
Familientradition im Thüringer Rhönhaus nahe des Ellenbogen pflegt Familie Lümpert, die nach dem Mauerfall hier tätig wurden. Inzwischen haben Stefanie und Jenny Lümpert das Sagen. Ein Besuch in ihrem gastlichen Haus im Dreiländereck lohnt allemal. Beim Blick in die Geschichte zeigt sich, wie wechselvoll die Nutzung des Berges war: Ob Jugendherberge oder Kaserne, ob Nutzung durch Arbeitsdienst oder Grenzpolizei: All das gab es hier. Jetzt kann hier geschmaust und übernachtet werden.