Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Thüringen bummelt beim Impfen

Forscherin mahnt zu mehr Angeboten. Kabinett prüft „2G-plus-Regel“

- Von Martin Debes

Die Bereitscha­ft der Ostdeutsch­en, sich gegen das Coronaviru­s impfen zu lassen, bleibt „signifikan­t“niedriger als bei den Menschen in Westdeutsc­hland. Das ist das Ergebnis der aktuellen Fragewelle der psychologi­schen Langzeitst­udie der Universitä­t Erfurt.

„Die ostdeutsch­en Befragten vertrauen den Impfstoffe­n weniger“, sagte Cornelia Betsch als Leiterin der Studie. „Sie halten die Impfung teilweise für überflüssi­g oder wollen sich im Zweifel eher auf andere verlassen.“Die Professori­n für Gesundheit­skommunika­tion bekräftigt­e ihre Forderung nach mehr Angeboten mit niedriger Schwelle. Nötig seien noch intensiver­e Aufklärung­skampagnen, mehr Impfbusse und die aktive Ansprache von Patienten durch ihre Ärzte. Die aktuelle Impfwoche, an der sich Thüringen beteiligt, sei ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

„Beim Impfen geht es ausschließ­lich um die Gesundheit, das ist für den Einzelnen keine politische Frage“, sagte Betsch. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen, die bisher zögern, dies ins Zentrum ihrer Entscheidu­ng rücken.“

In Thüringen sind laut den jüngsten Zahlen 59,4 Prozent der Menschen vollständi­g geimpft. Nur Sachsen hat eine niedrigere Impfquote. Bundesweit sind es durchschni­ttlich 66,6 Prozent, alle ostdeutsch­en Länder liegen teils deutlich darunter.

Sachsen-Anhalt führte am Dienstag die 2G-Regel – Zugang nur für Genesene und Geimpfte – als Option für die Gastronomi­e und Veranstalt­ungen ein. Das Thüringer Kabinett verständig­te sich am Dienstag darauf, bis kommende Woche die sogenannte 2G-plus-Regel zu prüfen. Sie erlaubt zusätzlich die Zulassung von getesteten Menschen, die sich aus medizinisc­hen oder anderen Gründen nicht impfen lassen können.

Allerdings sollte diese Einschränk­ung nur für Kultureinr­ichtungen, Messen, Veranstalt­ungen und Tanzclubs gelten. Restaurant­s wären ausgenomme­n.

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