Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Das „History Mobile“hält auf seiner Jungferntour in Gotha. Projekt zeigt persönliche Erfahrungen am Kriegsende in Thüringen
Gotha.
Persönliche Erfahrungen sichtbar machen, das ist die Mission des „History Mobiles“. Dieses bringt Geschichte zu den Menschen, statt auf deren Besuch im Museum zu warten. Am Montag machte der Bus auf dem Neumarkt in Gotha Halt. Es ist die vierte Station auf der Jungferntour des Projektes quer durch Thüringen, das bald auch auf Schulhöfen anhalten will. Inhaltlich informiert das „History Mobile“derzeit über die kurze Zeitspanne nach dem Zweiten Weltkrieg, als auf das Nazi-Regime Amerikaner und Russen folgten.
„Wir stellen hier Projekte aus, bei der die Geschichten von Personen aufgearbeitet werden, die das Kriegsende und die drei Systeme hautnah miterlebt haben“, sagt Michael Luick-Thrams, Direktor des Vereins Spuren in Bad Langensalza und Professor an der Universität Erfurt. Der engagierte Amerikaner ist der Initiator des „History Mobile“. Mit dem Projekt hat er bereits in den USA über 20 Jahre Erfahrungen gesammelt. In Deutschland informieren nun die verschiedensten Arbeiten von Studenten und Studentinrichten
Student Maximilian Steinbeck hat sich mit den persönlichen Aufzeichnungen seines Ururgroßvaters als Augenzeugen des Kriegsendes in Erfurt auseinandergesetzt.
nen der Universität Erfurt an den Wänden des Fahrzeuges über den Systemwechsel 1945. Während in einem Bereich von der schwierigen
Versorgungslage am Kriegsende berichtet wird, geht ein anderer Abschnitt auf die Verschickungen von Kindern aus dem zerbombten Leipzig
in den Thüringer Wald ein. Doch nicht nur der zeitliche Rahmen eint die verschiedenen Themen. Auch die Perspektive auf die Zeit haben sie gemein. So beruhen alle diese wissenschaftlichen Auseinandersetzungen auf Quellen, Dokumenten, Relikten und Erfahrungsbe
von Privatpersonen. Einer dieser Zeitzeugen war der Ururgroßvater von Maximilian Steinbeck. Der 26-jährige Geschichtsstudent hat sich mit den handschriftlichen Aufzeichnungen seines Vorfahren befasst, in welchen dieser auf die Bombennächte in Erfurt eingeht. „Meine Großmutter hat die Schriften auf dem Dachboden gelagert und sie mir zur Verfügung gestellt“, sagt Steinbeck. Gerade der persönliche Bezug macht die Geschichte erlebbarer, meint der Student, der auch im Rahmen seiner Abschlussarbeit die Schriften seines Ururgroßvaters untersuchte.
Genau um diese fühlbare Auseinandersetzung mit der Vergangenheit geht es auch seinem Dozenten: „Wir wollen das Schweigen über bestimmte Erlebnisse brechen und den Menschen ein Forum bieten, ihre ganz privaten Erfahrungen zu teilen“, sagt Luick-Thrams, der an diesem Tag in Gotha mit vielen Menschen ins Gespräch kommt. Er ermutigt alle Interessierten dazu, private Aufzeichnungen als Zeugnisse der Geschichte zu teilen.