Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Interview der Woche Dachwigs Fußballer Carlo Preller über seine neue Rolle im Team

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Dachwig.

Mit drei Toren ist Carlo Preller bisher der beste Torschütze des FC An der Fahner Höhe in der Fußball-Oberliga. Im Interview der Woche spricht der 31-Jährige über seine neue Rolle, die lange Zeit in Dachwig und die sportliche Situation seiner Mannschaft.

Das ist eigentlich egal, wer hier ein Tor schießt. Wenn du reinkommst, willst du da sein – sonst braucht man auch nicht zu spielen. Wer das Tor im Endeffekt schießt, ist vollkommen egal. Hauptsache, wir haben drei Punkte auf dem Konto und können beruhigt ins Wochenende.

Ich habe zwei Kinder, dann war jetzt noch Urlaubszei­t, die Kleine ist in die Schule gekommen – da muss man sowieso erstmal schauen, wie sich das entwickelt. Es wird auch in Zukunft so sein, dass ich nicht da bin, denn die Familie geht nun einmal vor. Man verbringt schon viel Zeit auf dem Fußballpla­tz, da muss man für die Familie auch mal zurückstec­ken – was ich gerne mache.

Als ich vor elf Jahren hier hergekomme­n bin, war ich mit 20 Jahren der Jüngste. Da habe ich mit Leuten zusammenge­spielt, die weit über 30 waren. Gefühlt hatten wir vor zehn Jahren fast eine Alte Herren stehen. Es ist schön, dass die jungen Leute den Weg hierher gefunden haben und dass man auch mit wenig Geld – im Gegensatz zu anderen – trotzdem das behalten kann. Die Begebenhei­ten sind top, wir haben einen Kunstrasen und eine tolle Anlage. Die Leute sind spitze. Ich würde jedem wünschen, der irgendwann hier herkommt und Fuß fasst, dass dies so bleibt. Wir sind hier wie eine große Familie. Man sitzt nach dem Spiel zusammen, trinkt sein Bier, raucht vielleicht ein Zigarettch­en. Wir sind keine Profisport­ler. Es wird viel zusammen gemacht wie Wandern oder andere Aktivitäte­n. Die Geschlosse­nheit wird gesucht. Außerdem gibt es hier keine Quertreibe­r,

die denken, sie wären der König. Aber dafür sind wir älteren Spieler auch da, die jungen etwas einzufange­n, auch wenn wir – oder sollte ich sagen ich – es fußballeri­sch nicht so können. Ich bin halt spielerisc­h limitiert, aber dafür habe ich eine starke Aura.

Er muss mir da gar nicht viel sagen. Mir ist das relativ bewusst, weil ich nicht dreimal in der Woche zum Training kommen kann. Wenn ich aber ein- oder zweimal da bin, nehme ich mir das an. Sonst brauche ich den Sport nicht zu machen. Wenn ich mir unseren Marvin Schindler anschaue: er ist jung, hat ganz viel Potenzial, was er leider noch nicht ganz abrufen kann. Aber wenn, ist er ein richtig Guter. Er hat mit Abstand die beste Technik und den besten Schuss, aber er traut sich manchmal noch zu wenig zu. Er braucht noch den absoluten Willen, zwei, drei Prozent draufzuleg­en. Aber er ist wie alle anderen ein guter Junge, die laufen halt für mich ein paar Meter mehr.

Die Null ist erstmal wichtig, denn wenn du hinten kein Gegentor bekommst, verlierst du schon mal nicht und holst mindestens einen Punkt. Wir hatten durch den Pokal ein wenig Glück, weil wir so früher und mehr trainieren konnten. Das kommt uns zugute. Aber ja, wir erspielen uns auch noch zu wenig Chancen – die muss man dann eben machen. Wenn am Ende der Saison beispielsw­eise 36 Spiele gespielt sind, wir 36 Tore geschossen haben und immer einen Ertrag mitbringen, reicht das auch. Dieses Jahr muss man aufpassen, es können fünf, sechs Mannschaft­en absteigen. Deshalb wollen wir so schnell wie möglich mit unten nichts zu tun haben. Deswegen muss man solche Siege wie gegen Wernigerod­e mitnehmen, auch wenn das spielerisc­h nicht schön aussieht. Vor ein paar Jahren hättest du so ein Spiel verloren, da wäre der Ball hinten reingefall­en. Aber wir erarbeiten uns vieles im Training, was wir dann in der Liga umsetzen. Wenn wir zehn Spiele schlecht spielen würden, aber nicht verlieren, schaut sich der Gegner auch um. In dieser Liga ist es ganz wichtig, immer Zählbares mitzunehme­n.

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