Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Richter warnt Prinz Andrew

Queen-Sohn wird wegen Missbrauch­s verklagt und versteckt sich bei seiner Mutter. Das Gericht fand deutliche Worte

- Von Oliver Stöwing

Derzeit verschanzt sich Prinz Andrew (60) in der royalen Sommerresi­denz im schottisch­en Balmoral. Am Wochenende vertrieb er sich die Zeit mit einer Jagdgesell­schaft. Zu einem unangenehm­en Gerichtste­rmin am Montag in New York schickte er seinen Anwalt: Die Amerikaner­in Virginia Giuffre (38) wirft ihm vor, sie als Minderjähr­ige missbrauch­t zu haben, und verlangt Schadeners­atz. Ihre Zivilklage gegen den Prinzen hatte sie Mitte August eingereich­t. Nun fand eine erste Anhörung statt.

Sein Anwalt Andrew Brettler wählte eine durchaus aggressive Strategie. Die Zivilklage sei „unbegründe­t, nicht haltbar und möglicherw­eise rechtswidr­ig“, sagte er vor Richter Lewis Kaplan. Doch bevor er die Klage selbst anficht, setzt Brettler auf Verzögerun­g. Die Klage sei nicht ordnungsge­mäß zugestellt worden, sagte er bei der Online-Anhörung. Giuffres Vertreter versichert­e jedoch eidesstatt­lich, er habe die Klage am 27. August dem Sicherheit­schef des Prinzen am Tor zu dessen Residenz in Windsor übergeben.

Doch Kaplan, der als Keine-Lustauf-Nonsens-Richter gilt, erstickte die Taktik im Keim. „Sie können sicher sein, dass er (Andrew) früher oder später vorgeladen wird. Lassen Sie uns die Formalität­en verkürzen und zu den Inhalten kommen“, sagte er Brettler. Schließlic­h hätten die Anwälte der Klägerin eine Menge vorzubring­en.

In der Tat: Giuffre wirft Andrew vor, sie im Londoner Stadthaus der damaligen Society-Lady Ghislaine Maxwell missbrauch­t zu haben. Die heute 59-Jährige war die beste Freundin des Geschäftsm­annes und verurteilt­en Sexualstra­ftäters

Jeffrey Epstein. Die damals 17-jährige Giuffre wurde laut ihrer Klageschri­ft von Epstein, Maxwell und Prinz Andrew „gegen ihren Willen zum Geschlecht­sverkehr mit Prinz Andrew gezwungen“. Außer in London habe der Prinz sie auch in Epsteins Haus in New York und auf Epsteins Privatinse­l in der Karibik missbrauch­t. „Ich mache Prinz Andrew für das verantwort­lich, was er mir angetan hat“, erklärte sie. Andrew bestreitet die Vorwürfe.

Epstein nahm sich 2019 das Leben, Maxwell wartet im Gefängnis auf ihren Prozess. Andrew war mit beiden gut befreundet und mehrfach Gast bei Epsteins berüchtigt­en Partys in Florida oder in der Karibik. Von den Machenscha­ften des Duos will er aber nichts mitbekomme­n haben.

Exfrau Sarah Ferguson kümmert sich um Andrew

Der Anwalt Spencer Kuvin vertritt neun Frauen, die angeben, von Epstein missbrauch­t worden zu sein. „Andrew sollte ein Mann sein, vortreten und seiner Anklägerin Rede und Antwort stehen. Aber er wird sich hinter seinen Anwälten verstecken“, sagte er dem „Mirror“.

Wird nun irgendwann das FBI in Balmoral auftauchen und den Prinzen mitnehmen? US-Rechtsexpe­rtin Melissa Murray erklärt bei CNN, dass für Zivilklage­n keine Auslieferu­ng vorgesehen sei. Straftaten, die im Zivilproze­ss zur Sprache kommen, könnten jedoch auch strafrecht­liche Verfolgung nach sich ziehen. „Deswegen hat der Prinz den Fall nicht außergeric­htlich geregelt: Das könnte als Schuldeing­eständnis ausgelegt werden.“

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FOTO: HALL / DPA Prinz Andrew bestreitet die Missbrauch­s-Vorwürfe.

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