Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Steinwürfe auf Autos: Auftakt in Mordprozess
42-Jähriger soll versucht haben, Autofahrer zu töten. Dafür könnte er lebenslang bekommen
Wegen versuchten Mordes muss sich ein mutmaßlicher Steinewerfer seit Dienstag vor dem Memminger Landgericht verantworten. Zum Prozessauftakt warf die Anklage dem 42-Jährigen vor, er habe bei drei Würfen von Brücken auf die Autobahn 96 im Raum Memmingen arglose Autofahrer heimtückisch töten wollen.
Nach Angaben eines Gerichtssprechers bestreitet der Angeklagte die Vorwürfe. Zum Prozessauftakt bekam er aber keine Gelegenheit, sich dazu zu äußern. Laut Vorsitzendem Richter Christian Liebhart ist dies erst beim nächsten Verhandlungstermin am 5. Oktober vorgeseHaft hen. Für den Indizienprozess sind noch mindestens fünf weitere Verhandlungstage geplant, das Urteil könnte Mitte Oktober fallen.
Dem türkischen Staatsangehörigen droht eine mehrjährige Haftstrafe, auch die Höchststrafe, eine lebenslange Freiheitsstrafe, ist möglich. Der Mann wurde aufgrund der Auswertung von Handydaten an einem Tatort festgenommen. An einem Stein sollen DNA-Spuren des in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten gefunden worden sein.
Ähnliche Prozesse gibt es immer wieder in Deutschland. Eine der folgenreichsten Taten trug sich Ostern 2008 auf der A29 in Niedersachsen zu. Ein Mann warf einen sechs Kilogramm schweren Holzklotz auf den Wagen einer Familie. Der Klotz durchschlug die Windschutzscheibe und tötete eine 33 Jahre alte Mutter. Der Täter wurde vom Landgericht Oldenburg zu lebenslanger verurteilt. Im Memminger Fall soll der Angeklagte im November 2020 nachts einen eineinhalb Kilo schweren Stein auf einen Wagen geworfen haben, der sich mit mindestens 110 km/h der Brücke näherte. Zuvor soll der Mann im Mai und September 2020 bereits ähnliche Taten begangen haben.
Der Angeklagte habe die Menschen in den Autos heimtückisch töten wollen, sagte Oberstaatsanwalt Markus Schroth. Die Steinwürfe endeten letztlich aber glimpflich: Die Autofahrer behielten trotz der Einschläge bei teils hohem Tempo die Kontrolle über ihren Wagen, verletzt wurde niemand.