Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Unglücklic­he Debatte

- Klare Kante Miguel Sanches über die Lohnfortza­hlung

Wenn ein Amt Menschen in Quarantäne schickt, übernimmt es die Verantwort­ung. Es kommt für den etwaigen Verdiensta­usfall auf. In der Praxis zahlt der Arbeitgebe­r und bekommt hinterher die Kosten vom Staat erstattet.

Davon wollen der Bund und immer mehr Bundesländ­er bei Ungeimpfte­n abrücken. Über einen bundesweit einheitlic­hen Umgang damit wollen die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern am Mittwoch kommender Woche beraten. Dies sieht das Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetz bereits vor, wenn eine Absonderun­g hätte vermieden werden können, indem man eine empfohlene Schutzimpf­ung in Anspruch nimmt. Wer sich die Freiheit rausnimmt, sich nicht impfen zu lassen, soll die Konsequenz­en spüren. Das ist plausibel. Aber es ist eine zu simple Sicht der Dinge, eine isolierte Betrachtun­g.

Was ist mit den Leuten, die sich gegen andere Infektions­krankheite­n nicht impfen lassen oder eine Auffrischu­ng vernachläs­sigen? Nur Ungeimpfte bei Covid-19 zu bestrafen, hat ein Geschmäckl­e.

Eine hohe Impfquote ist erstrebens­wert und ein Impfzwang diskutabel. Dann tritt man wenigstens offen dafür ein. Der drohende Abschied von der Lohnfortza­hlung ist hingegen Teil einer Druckkulis­se.

Freiheit ist die Freiheit, anders zu denken, anders zu leben. Sie erfährt ihre Grenzen, wo man die Freiheit des Anderen bedroht. Aber wer in Quarantäne geht, der isoliert sich, um andere zu schützen.

Die Politik will bloß nicht länger für die Kosten der Quarantäne aufkommen. Sie überlässt den Streit Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern. Viele Ungeimpfte werden versucht sein, Kontakte zu verheimlic­hen, wenn Quarantäne droht. Diese Debatte verheißt nur mehr Unfrieden.

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