Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Gothaer Gemälde restauriert
Restaurierung der zurückgekehrten Kunst. Doppelte Kosten und Spenden. Gothaer Ausstellung ab 24. Oktober
Ein Restaurator arbeitet an der Rahmung des Gemäldes „Heilige Katharina“von Hans Holbein d.Ä. aus der Zeit um 1509/1510. Die nach einem Kunstdiebstahl im Jahr 1979 in der DDR lange verschollenen und schließlich nach Gotha zurückgekehrten fünf Altmeistergemälde erstrahlen wieder in neuem Glanz. Die frisch restaurierten Bilder niederländischer alter Meister werden derzeit in historischen Rahmen des 16./17. Jahrhunderts eingefasst.
Die Rückkehr der Alten Meister nach Gotha rückt näher. Nachdem die fünf Gemälde restauriert worden sind, geht es derzeit an das Einfassen der Kunstwerke in stilistisch passende Rahmen. Denn ebenso alt wie die Bilder sind, soll es auch das Holz sein, in das sie gefasst sind. Timo Trümper, Direktor Wissenschaft und Sammlung der Stiftung Schloss Friedenstein, berichtet von der intensiven Suche nach den richtigen Rahmen und gibt einen Ausblick.
40 Jahre nach dem Diebstahl aus Schloss Friedenstein waren die Alten Meister 2019 wieder aufgetaucht. Nun ist die Restauration deutlich teurer geworden als anfangs veranschlagt – auch, weil sich Chancen boten, die anfangs nicht abzusehen waren, erklärt Trümper. So waren der Stiftung nach langer Suche zeitlich passende Rahmen angeboten worden. Es gebe nur eine Handvoll geeignete Rahmenhändler in Deutschland, berichtet der Stiftungsdirektor.
Weltkunst war in Billigrahmen eingefasst
Im Fall des „Bildnis eines alten Mannes“von Ferdinand Bol ist ein Flammleistenrahmen aus dem frühen 17. Jahrhundert gefunden worden. Neue Rahmen zu fertigen, kam nicht infrage: Bild und Fassung sollen eine Einheit bilden, die dem Zustand zu seiner Entstehungszeit möglichst nah kommt. Nach dem Diebstahl waren sie in billige Rahmen eingefasst worden, um keine Aufmerksamkeit auf das wertvolle Diebesgut zu lenken. Der Wert der fünf Bilder wird mit 4,7 Millionen Euro beziffert.
Die Restaurierung kostet die Stiftung rund 100.000 Euro anstatt der
40.000 Euro, von denen zu Beginn ausgegangen wurde. Die Arbeiten ermöglichten auch viele spendable Privatpersonen. „Nach der Rückkehr der Gemälde haben wir eine große Spendenbereitschaft beobachtet“, sagt Timo Trümper. Rund
20.000 Euro seien so zusammengekommen. Auch der Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein hatte finanziell geholfen und die Gothaer Rotarier hatten bei der Suche nach Rahmen unterstützt. Zudem ermöglichten Mittel der Friede-Springer-Stiftung die Restauration.
Die Größe der angekauften Rahmen passte für zwei der Bilder. Für die anderen müssen die Rahmen gekürzt werden. Zudem werden die Gemälde in Klimarahmen eingefasst. Dafür werden die Bilder staubdicht mit einer dünnen Glasschicht überzogen, um die Luftfeuchte für sie konstant zu halten und sie so vor Schäden zu bewahren.
Erhebliche Schäden hatten die Alten Meister bei und nach ihrem Diebstahl aus Gotha davongetragen. Tiefe Kratzer, Verschmutzungen und Farbkleckse waren darauf zu finden. Diese Gebrauchspuren unsichtbar zu machen, ist unter anderem Dietrich Richters Job. Er ist einer von fünf Restauratoren, die sich um die Gemälde kümmern. Diese versuchen auch, vorangegangene Restaurationen rückgängig zu machen, erklärt Timo Trümper.
Gemälde bleiben vorerst im Schloss und werden keine Leihgaben
So wurde der Heiligen Katharina von Hans Holbein dem Älteren einst nachträglich ein tieferer Haaransatz gegeben, um der Mode dieser Zeit mehr zu entsprechen.
Das „Selbstbildnis mit Sonnenblume“von Anthonis van Dyck ist sogar größer geworden. Der Rand der Leinwand war umgeklappt worden, damit das Bild in den Rahmen passt. Hier wurden restauratorische Maßnahmen aus den 1970-er Jahren rückgängig gemacht worden, die einfach nicht mehr den modernen Standards entsprachen. Das Gemälde erhält einen Nadelholzrahmen im barocken Stil von Louis XIII. – einem der Könige, an dessen Hof van Dyck malte. Auf solche historischen Zusammenhänge wird bei der Restaurierung Wert gelegt, um ein für die Zeit authentisches Ergebnis zu erreichen.
Die Alten Meister sollen ab 24. Oktober im Herzoglichen Museum zu sehen sein. Auch nach Ende der Ausstellung verbleiben die Bilder erst einmal in Gotha, stellt Timo Trümper klar. Zur Leihgabe werden sie vorerst nicht fortgegeben. Vielmehr sollen sie, wie einst bei den Gothaer Herzögen, in die Sammlung des Schlosses eingefügt werden.