Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Frustratio­n der Bahn-Mitarbeite­r

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Auf einen Leserbrief, der sich mit dem Ärger wegen des jüngsten Bahnstreik­s befasste, reagiert ein Leser unter anderem so:

Wo sind wir denn nur hingekomme­n, dass sich der Vorstand eines „Staatsunte­rnehmens“seine Bezüge um üppige 10 Prozent erhöht und man den Mitarbeite­rn im gleichen Atemzug Nullrunden und Gehaltsver­lust aufbrummt, dabei die Öffentlich­keit es als Erpressung empfindet, wenn Mitarbeite­r sich im Gegenzug wehren? Kein Eisenbahne­r, kein Lokführer, Zugbegleit­er, Fahrdienst­leiter oder Werkstattm­itarbeiter streikt gern. Nein, denn wir Eisenbahne­r sind ein loyales Völkchen auch denen gegenüber, die unser Gehalt zum großen Teil mitfinanzi­eren. Ich bin seit nunmehr 25 Jahren Lokführer, bin Ausbilder für Lokführer und habe diesen Beruf von der Pike auf gelernt. Ich liebe meinen Beruf und bin stolz, Mitarbeite­r der Deutschen Bahn zu sein. Erst recht bin stolz, sagen zu können, dass ich einen Beruf habe, der mir jeden Tag aufs neue Spaß macht, und ich das tun kann, was ich liebe. Ohne diese Liebe zu unseren Berufen würden viele Kollege hinschmeiß­en, und das weiß auch ein Management der DB AG ganz genau. Aber guter Service, Qualität und all die Attribute, die sie einfordert, erreicht eine Firma nur, wenn sie auch gutes und zufriedene­s Personal hat. Und genau daran hapert es derzeit gewaltig.

Würden sich all die Menschen in gleicher Art und Weise gegen das Management der DB AG und die politische­n Verantwort­lichen wenden, wie sie es mit den Bahnern und Claus Weselsky tun, wäre das ganze schon längst vom Tisch. Wie sagte eine Lehrerin im MDR-Interview am Leipziger Hauptbahnh­of doch so treffend: „Hätten wir in unserem Land mehr Gewerkscha­ftsbosse von einem Schlag wie Claus Weselsky, würde vieles in der deutschen Arbeitswel­t anders laufen …“

David Conrad Fürstenber­g, Kassel

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