Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Gedämpfte Vorfreude

Drei Thüringer Skilangläu­ferinnen reisen am Freitag zu den Winterspie­len nach Peking

- Von Axel Lukacsek

Nur nicht doch noch krank werden: Im 1500 Meter hoch gelegenen Davos holen sich die deutschen Skilangläu­fer in aller Abgeschied­enheit den letzten Schliff, bevor sie am Freitag ins Flugzeug nach Peking steigen. „Es werden keine normalen Olympische­n Winterspie­le. Trotzdem freue ich mich auf das gemeinsame Gefühl, für Deutschlan­d starten zu dürfen, was es sonst bei einer WM oder einem Weltcup in dieser Form nicht gibt“, sagt Victoria Carl vom SC Motor Zella-Mehlis angesichts des Saisonhöhe­punkts unter dem Einfluss der weltweiten Corona-Krise.

Wie kritisch die Lage für die Athleten ist, zeigt ein Blick nach Norwegen. Dort wurde Weltmeiste­rin Heidi Wenig positiv getestet, die Männer um Topstar Johannes Kläbo haben sich vorsichtsh­alber in Isolation begeben. Deutschlan­ds einzige Medaillenh­offnung, Katharina Hennig aus Oberwiesen­thal, hat sich der Situation angepasst: „Wir haben im Moment abseits unserer Trainingsg­ruppe keine sozialen Kontakte.“

Der 25-Jährigen, die bei der Tour de Ski einen starken neunten Gesamtrang eroberte, wird eine Überraschu­ng über die zehn Kilometer zugetraut. Es wäre die erste deutsche Langlauf-Medaille bei einem Großereign­is seit Staffel-Bronze bei Olympia 2014. Victoria Carl als zweitbeste deutsche Langläufer­in hofft auf ein Top-Ten-Ergebnis und legt neben der Staffel auch den Fokus auf den Sprint. Hier wurde sie 2019 bei der WM sogar schon mal Fünfte. Bei den Männern käme ein Podestplat­z trotz der Überraschu­ng durch Friedrich Moch aus Isny als Dritter im Massenstar­t bei der Tour de Ski einer Sensation gleich.

Weil jeweils nur drei Athleten die Olympia-Norm komplett erfüllt haben und für die Staffeln ja vier Starter plus Ersatz benötigt werden, wurde auch ohne vollständi­gen Nachweis aufgefüllt. Davon profitiert Thüringen bei den Frauen und hat zur Folge, dass zum ersten Mal seit den Spielen 1998 in Nagano wieder ein Trio an den Start geht.

In Japan gehörten vor 24 Jahren die später zum Biathlon gewechselt­e Kati Wilhelm, Constanze Blum (beide SC Motor Zella-Mehlis) und Manuela Henkel (WSV 05 Oberhof) zum deutschen Olympia-Kader der Skilangläu­ferinnen. Nun erleben neben Carl auch Antonia Fräbel (25/WSV Asbach) und Katherine Sauerbrey (24/SC SteinbachH­allenberg) ihre olympische Feuertaufe. „Wir werden sie auch deshalb mitnehmen, weil ihnen die Zukunft gehört“, sagt Disziplin-Trainer Erik Schneider aus Gräfenroda.

Im vergangene­n Jahr war Sauerbrey aus Bayern in ihre Thüringer Heimat zurückgeke­hrt, um neue Trainingsr­eize zu setzen. Nun glänzte sie im Winter bei der Tour de Ski, als sie in Val die Fiemme Zwölfte im Zehn-Kilometer-Massenstar­t wurde und so zumindest die halbe Olympia-Norm erfüllte.

Dagegen ist für Thomas Bing (Rhöner WSV Dermbach) der Traum von seiner dritten OlympiaTei­lnahme geplatzt. Einzige Hintertür, doch noch nach Peking zu reisen: Bing ist wie Lisa Lohmann (WSV Oberhof 05) bei den Frauen als Ersatz vorgesehen, sollte ein Athlet erkranken oder wegen einer Corona-Infektion ausfallen.

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Katharine Sauerbrey
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FOTOS: DSV Victoria Carl
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Antonia Fräbel

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