Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Es hilft nur Aufklärung

- Klare Kante Fabian Klaus über die Probleme bei der Polizei

Immer wieder sind es anonyme Briefe, die brisante Details aus der Thüringer Polizei ans Tageslicht bringen. Vor Jahren waren es die Probleme mit dem neuen Bearbeitun­gsprogramm ComVor, die mittlerwei­le behoben scheinen. Es folgte Post aus dem Unstrut-Hainich-Kreis, in der mit drastische­n Worten auf die Belastunge­n der eingesetzt­en Beamten hingewiese­n wurde.

Jetzt kommt der nächste offene Brief, der sich mit dem mutmaßlich­en Gebaren eines Beamten in Saalfeld befasst und auch den ExChef der Gewerkscha­ft der Polizei noch einmal in den Fokus stellt. Schnell wird klar, dass der Brief im Zusammenha­ng mit den Personalra­tswahlen gesehen werden muss, die in wenigen Tagen stattfinde­n. Denn beide kandidiere­n für die Personalve­rtretungen und im Anschluss an erfolgreic­he Wahlen sind in der Regel begehrte Freistellu­ngen vom Dienst zu vergeben.

Im Fall des Polizeigew­erkschafte­rs steht nach Ansicht der Staatsanwa­ltschaft Erfurt fest, dass kein strafrecht­lich relevantes Verhalten vorliegt. Freispruch erster Klasse also. Im Fall des Beamten B. in Saalfeld wurde ein Urteil gesprochen, das zwar einer Vorstrafe gleich kommt, aber nicht zum Verlust des Beamtensta­tus führt. Worüber also aufregen?

Die Frage nach der moralische­n Verantwort­ung bleibt bisher in beiden Fällen unbeantwor­tet. Ebenso übrigens wie die Frage nach disziplina­rischen Konsequenz­en. Dass diese Aufarbeitu­ng ausbleibt, sorgt bei vielen Polizistin­nen und Polizisten für Kopfschütt­eln – in der Bevölkerun­g ohnehin. Die Polizeispi­tze zeigt sich hier führungssc­hwach. Eine Gegensteue­rn gelingt nur mit Aufklärung und Transparen­z.

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