Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Schwarz-weiße Frühlingsboten Unsere Umwelt im Blick Insgesamt 13 Storchenpaare nisten in der Region
Kreis Gotha.
Es klappern die Störche auf ihrem Horst: Wer genau hinsieht, kann vielerorts im Kreis Gotha Storchenpaare beobachten. Insgesamt 26 Tiere brüten aktuell in der Region. „Wir haben dieses Jahr insgesamt 13 Bruten und sogar acht neue Brutplätze, die zusätzlich bereitstehen“, sagt Mario Hofmann. Der Storchenexperte beim Kreisverband Gotha des Naturschutzbundes (Nabu) zählt seit vielen Jahren zusammen mit Nabu-Kollege Thomas Lämmerhirt die Störche. Der Bestand der großen Zugvögel wächst.
„Vor ungefähr 25 Jahren haben wir das erste Storchenpaar in Ernstroda beobachtet, seitdem hat die Zahl der Tiere und der erfolgreichen Bruten stetig zugenommen“, sagt Hofmann. Im vergangenen Jahr waren es 32 Jungstörche, die im Kreis schlüpften.
In diesem Jahr hofft der Experte auf ebensoviele. „Pro Brutplatz sind bis zu drei Junge zu erwarten, die ersten sollten in drei Wochen schlüpfen“, sagt Hofmann, der den Nachwuchs im Juni und Juli beringen wird.
Ein Storchenpaar in Mechterstädt und zwei in Waltershausen
Auch wenn der Großteil der Bruten an den gleichen Plätzen wie im Vorjahr zu beobachten ist, gibt es doch zwei kleinere Veränderungen. „In Mechterstädt hatten wir bisher immer zwei Storchenpaare, in diesem Jahr ist es nur eines. Dafür gibt es nun ein zweites Paar in Waltershausen, das bei der Firma Orgelbau Waltershausen GmbH nistet“, sagt der Storchenexperte.
Unter anderem in Ohrdruf hat die Stadt Interesse daran, dass sich wieder Störche ansiedeln. Dafür sind zwei Nisthilfen geschaffen worden. „Die eine steht auf dem Gelände des ehemaligen Schwimmbades. Dort gibt es noch einen Tümpel. Leider hat bis jetzt noch kein Storchenpaar das Angebot angenommen“, sagt Stefan Schambach (SPD), der Ohrdrufer Bürgermeister.
Hilfestellung soll Adebaren auch auf dem Gelände des Kindergartens Goldbergspatzen gegeben werden. Dort wurde der Schornstein des alten
Auf dem Schornstein der Firma Stein in Mechterstädt nistet auch 2022 wieder ein Storchenpaar.
Heizhauses, der nicht mehr in Betrieb ist, für eine Nisthilfe auserkoren.
Auf weitere Störche hofft auch der Ortsteil Mühlberg der Gemeinde Drei Gleichen. Regelmäßig brüten dort seit 2017 Adebare auf dem Gelände des Landschlachthofes, wo 2015 eine Nisthilfe auf einem 17 Meter hohen stillgelegten Schornstein montiert worden war, erzählt Ortsteilbürgermeister Karsten Ullrich (CDU). Eine neue Nisthilfe sei zudem an der Natura2000-Station aufgebaut worden. Aber auch Ullrich möchte Störche begrüßen. Er habe deshalb auf dem Areal seiner
Biorecycling-Firma eine Nisthilfe errichten lassen.
Hofmann beobachtet seit Jahren Veränderungen im Verhalten der Störche. „Die Tiere kommen immer früher hier an. In diesem Jahr waren die ersten bereits Anfang Februar da“, sagt er und weist darauf hin, dass noch vor Jahren die ersten Störche erst im April eintrafen. Einige der großen Zugvögel überwintern in unseren Breitengraden. „So lange sie ausreichend Nahrung finden, ist das kein Problem“, so Hofmann.
Diese Veränderung im Zugverhalten, die von Vogelexperten als Anpassungsversuche
an die Folgen des Klimaerwärmung gesehen werden, betrifft auch die Strecke, die die Störche bei ihrer Reise zurücklegen. Zogen sie vor Jahren noch bis nach Afrika, beenden viele Tiere ihre Reise seit Kurzem bereits in Spanien.
Wie genau sich diese Veränderungen auf lange Sicht auf die Vogelwelt auswirken wird, bleibt abzuwarten, meint der Storchenexperte.