Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Schwarz-weiße Frühlingsb­oten Unsere Umwelt im Blick Insgesamt 13 Storchenpa­are nisten in der Region

- Von Claudia Klinger und Franziska Gräfenhan

Kreis Gotha.

Es klappern die Störche auf ihrem Horst: Wer genau hinsieht, kann vielerorts im Kreis Gotha Storchenpa­are beobachten. Insgesamt 26 Tiere brüten aktuell in der Region. „Wir haben dieses Jahr insgesamt 13 Bruten und sogar acht neue Brutplätze, die zusätzlich bereitsteh­en“, sagt Mario Hofmann. Der Storchenex­perte beim Kreisverba­nd Gotha des Naturschut­zbundes (Nabu) zählt seit vielen Jahren zusammen mit Nabu-Kollege Thomas Lämmerhirt die Störche. Der Bestand der großen Zugvögel wächst.

„Vor ungefähr 25 Jahren haben wir das erste Storchenpa­ar in Ernstroda beobachtet, seitdem hat die Zahl der Tiere und der erfolgreic­hen Bruten stetig zugenommen“, sagt Hofmann. Im vergangene­n Jahr waren es 32 Jungstörch­e, die im Kreis schlüpften.

In diesem Jahr hofft der Experte auf ebensoviel­e. „Pro Brutplatz sind bis zu drei Junge zu erwarten, die ersten sollten in drei Wochen schlüpfen“, sagt Hofmann, der den Nachwuchs im Juni und Juli beringen wird.

Ein Storchenpa­ar in Mechterstä­dt und zwei in Waltershau­sen

Auch wenn der Großteil der Bruten an den gleichen Plätzen wie im Vorjahr zu beobachten ist, gibt es doch zwei kleinere Veränderun­gen. „In Mechterstä­dt hatten wir bisher immer zwei Storchenpa­are, in diesem Jahr ist es nur eines. Dafür gibt es nun ein zweites Paar in Waltershau­sen, das bei der Firma Orgelbau Waltershau­sen GmbH nistet“, sagt der Storchenex­perte.

Unter anderem in Ohrdruf hat die Stadt Interesse daran, dass sich wieder Störche ansiedeln. Dafür sind zwei Nisthilfen geschaffen worden. „Die eine steht auf dem Gelände des ehemaligen Schwimmbad­es. Dort gibt es noch einen Tümpel. Leider hat bis jetzt noch kein Storchenpa­ar das Angebot angenommen“, sagt Stefan Schambach (SPD), der Ohrdrufer Bürgermeis­ter.

Hilfestell­ung soll Adebaren auch auf dem Gelände des Kindergart­ens Goldbergsp­atzen gegeben werden. Dort wurde der Schornstei­n des alten

Auf dem Schornstei­n der Firma Stein in Mechterstä­dt nistet auch 2022 wieder ein Storchenpa­ar.

Heizhauses, der nicht mehr in Betrieb ist, für eine Nisthilfe auserkoren.

Auf weitere Störche hofft auch der Ortsteil Mühlberg der Gemeinde Drei Gleichen. Regelmäßig brüten dort seit 2017 Adebare auf dem Gelände des Landschlac­hthofes, wo 2015 eine Nisthilfe auf einem 17 Meter hohen stillgeleg­ten Schornstei­n montiert worden war, erzählt Ortsteilbü­rgermeiste­r Karsten Ullrich (CDU). Eine neue Nisthilfe sei zudem an der Natura2000-Station aufgebaut worden. Aber auch Ullrich möchte Störche begrüßen. Er habe deshalb auf dem Areal seiner

Biorecycli­ng-Firma eine Nisthilfe errichten lassen.

Hofmann beobachtet seit Jahren Veränderun­gen im Verhalten der Störche. „Die Tiere kommen immer früher hier an. In diesem Jahr waren die ersten bereits Anfang Februar da“, sagt er und weist darauf hin, dass noch vor Jahren die ersten Störche erst im April eintrafen. Einige der großen Zugvögel überwinter­n in unseren Breitengra­den. „So lange sie ausreichen­d Nahrung finden, ist das kein Problem“, so Hofmann.

Diese Veränderun­g im Zugverhalt­en, die von Vogelexper­ten als Anpassungs­versuche

an die Folgen des Klimaerwär­mung gesehen werden, betrifft auch die Strecke, die die Störche bei ihrer Reise zurücklege­n. Zogen sie vor Jahren noch bis nach Afrika, beenden viele Tiere ihre Reise seit Kurzem bereits in Spanien.

Wie genau sich diese Veränderun­gen auf lange Sicht auf die Vogelwelt auswirken wird, bleibt abzuwarten, meint der Storchenex­perte.

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