Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Warnung vor Öl-Lieferstopp
Bauindustrie fürchtet schnell sichtbare Folgen für den Straßenbau in Thüringen
Der Bauindustrieverband Hessen-Thüringen warnt vor den Auswirkungen eines russischen ÖlLieferstopps. „Ein Lieferstopp von russischem Öl an die PCK-Raffinerie in Schwedt wird schnell sichtbare Folgen für den Straßenbau in Thüringen haben“, sagt Hauptgeschäftsführer Burkhard Siebert.
Die Raffinerie in Schwedt produziere ein Drittel des in Deutschland für den Straßenbau benötigten Bitumens: 1,3 Millionen Tonnen. Bitumen
bilde als Bindemittel mit den Gesteinskörnungen den Asphalt.
Der Preis für Bitumen habe sich bereits vor dem Ukraine-Krieg innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. „Wir rechnen nun mit weiteren deutlichen Verteuerungen. Wir sollten uns auf spürbare Unregelmäßigkeiten im Straßenbau in unserem Freistaat einstellen, wenn die Investitionen der öffentlichen Hand nicht angepasst werden“, so Siebert weiter.
Ein Sprecher von Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij (Linke) teilt auf Anfrage dieser Zeitung mit: „Bisher liegen uns noch keine belastbaren Informationen zu etwaigen gegebenenfalls zu erwartenden Auswirkungen eines Lieferstopps von Erdöl aus Russland vor.“Offenkundig sei dabei, dass ein reduziertes Angebot bei gleichbleibender Nachfrage mindestens zu Preissteigerungen führen könne und zeitgerechte Lieferungen von Baumaterialien mit Schwierigkeiten verbunden sein könnten.
Im Bundeshaushalt 2022 sind dem Bauindustrieverband zufolge
53 Millionen Euro für den Um- und Ausbau oder Neubau von Straßen in Thüringen vorgesehen. Hinzu kämen 50 Millionen Euro für die Autobahnen. Dazu gehören laut Siebert in diesem Jahr: die Erneuerung der Fahrbahn auf der A 4 zwischen Rüdersdorf und Gera-Leumnitz (8 Kilometer), auf der A 38 zwischen Berga und Heringen (9,3 km), auf der A 73 zwischen SuhlFriedberg und Schleusingen (4,9 km). Im Landeshaushalt stünden
55 Millionen Euro für den Bau von Straßen und Radwegen.