Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Beethoven einfallsreich geehrt
Musizierfreudige Gäste in Gera
Gera.
Um Ludwig van Beethoven brauchen wir uns vorerst keine Sorgen zu machen. Seine Musik erreicht immer noch mühelos das Publikum. Und so schnell macht ihm darin auch niemand Konkurrenz.
So könnte ein Fazit nach dem 9. Abonnementkonzert des Philharmonischen Orchesters Altenburg in dieser Woche in Gera lauten, das von dem Kölner Johannes Kalitzke als Gast geleitet wurde und an dem Musiker und Musikerinnen der Philharmonie aus der Geraer Partnerstadt Timisoara mitwirkten.
Die nachgeholte Beethoven-Ehrung – 2020 verhinderte Corona den Abend – sah zwei Kompositionen des „Jubilars“, eine Bearbeitung und eine heutige musikalische Reverenz an den Klassiker vor. Favorit beim Publikum war Beethovens fünftes Klavierkonzert.
Und zwar nicht allein wegen der überragenden französischen Solistin Hélène Tysman, die den gefürchteten Part mit kaum zu glaubender Leichtigkeit und voller Freude beherrschte. Orchester und Dirigent taten gleichgestimmt das Ihrige. Aber vor allem: Das Stück strotzte vor Einfällen, Überraschungen, kecken Zumutungen. Da wurde die Zeit nicht eine Sekunde lang.
Das zweite originale Werk – die dritte der vier „Fidelio“-Ouvertüren – überzeugte in ihrer dramatischen Gesamtwirkung. Manches schwierige Detail kam bei den Proben vielleicht etwas zu kurz. Rasant gelang unter dem mit viel Herz agierenden Kalitzke Erwin Schulhoffs schnörkellose Einrichtung des Klavierstücks „Die Wut über den verlorenen Groschen“.
Sarah Nemtsovs von einem Gedicht Sylvia Plaths inspirierte Beethoven-Annäherung „Black tree“(„Schwarzer Baum“) arbeitete mit bohrenden Klangflächen, ließ eine Entwicklung zum Leisen, über den Dingen Stehenden erkennen und war tadellos einstudiert.
Frei vom Verdacht, letztlich doch zu wenig mit den Möglichkeiten eines Sinfonieorchesters anfangen zu können, waren diese Takte nicht.