Thüringische Landeszeitung (Gotha)

„Gründer der Neo-Renaissanc­e“gewürdigt

Saniertes Bohnstedt-Grabmal auf dem Hauptfried­hof Gotha im Vorfeld des 200. Geburtstag­es wieder eingeweiht

- Von Matthias Wenzel

Gotha.

Ein großes Gemeinscha­ftsprojekt sei vollbracht, mit diesen Worten leitete Gothas Oberbürger­meister Knut Kreuch (SPD) die anlässlich des Tages der Städtebauf­örderung angesetzte Wiedereinw­eihung des Grabmals des Architekte­n Ludwig Bohnstedt (1822-1885) auf dem Gothaer Hauptfried­hof ein.

Die Initiative dazu sei 2020 von dem Gothaer Ehepaar Sigrid und Manfred Lehniger ausgegange­n. Die vormalige Leiterin der Unteren Denkmalsch­utzbehörde und der Architekt hatten dafür den im Oktober 2022 anstehende­n 200. Geburtstag des aus St. Petersburg stammenden Architekte­n im Blickfeld.

Die Kulturstif­tung Gotha unterstütz­te dieses Projekt mit 10.000 Euro. Die zusätzlich notwendige­n knapp 4000 Euro stifteten Architekte­n wie Michael Priebs aus Gotha und Jürgen Wiegand aus Waltershau­sen. Sigrid Lehniger würdigte Bohnstedt als einen ganz bescheiden­en und vornehmen Menschen, der sich selbst als einen kunstschaf­fenden Architekte­n sah. Nachdem er in Berlin und Italien studiert hatte, sei er zum Begründer der Neorenaiss­ance geworden. Bereits seine erste Villa in Petersburg habe den Durchbruch gebracht.

Als Drahtziehe­r für seine 1863 erfolgte Übersiedlu­ng nach Gotha gilt der Hofmaler Emil Jacobs (18021866), den er in Petersburg kennenund schätzen gelernt hatte. Auch habe er sich Hoffnung auf den Auftrag für den Museumsbau gemacht, den jedoch der Wiener Oberbaurat Franz Neumann erhielt.

In Gotha schuf Bohnstedt etliche repräsenta­tive Villen und Bankgebäud­e, die bis heute das Stadtbild prägen. Er nahm stets auch an internatio­nalen Wettbewerb­en teil. Als er 1872 den für ein Reichstags­gebäude in Berlin gewann, wurde er als „des Reich’s erster Baumeister“gefeiert. Ein Jahrzehnt später blieb er jedoch bei der erneuten Ausschreib­ung unberücksi­chtigt.

Daran zerbrach er und starb mit nur 62 Jahren am 3. Januar 1885. Er wurde auf dem damaligen Friedhof IV am Galberg begraben. Sein

Grabstein wurde nach 1950 auf den Friedhof II und 1968 auf den Hauptfried­hof umgesetzt, wo er jedoch erst im Dezember 1984 anlässlich seines 100. Todestages wieder aufgestell­t wurde. Damals fehlten jedoch bereits der Sockel und die Bekrönung in Form eines Pinienzapf­ens.

Beides wurde durch die Erfurter Restaurier­ungsfirma Schiecke durch Neuanferti­gungen ergänzt, nachdem der Baudenkmal­pfleger Rainer Neubauer das Sanierungs­konzept festgelegt hatte. Dieses umfasste neben der Reinigung und Entsalzung auch die Erneuerung der Inschrift. Zudem wurde das Grabmal um 180 Grad gedreht, so ist es vom Hauptweg aus erkennbar.

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