Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Claude Quenot ist Hütten-Wirt. Er beherbergt Menschen, die das Gebirge erkunden

- Von Lea Richtmann

Wenn Claude Quenot aus dem Fenster blickt, sieht er in allen Richtungen hohe Berge. Er ist der Wirt einer Hütte, die mitten im Gebirge steht.

Guckt er den Hang hoch, geht es noch viel weiter hinauf, bis man ganz oben zackige Felsspitze­n erspähen kann. Guckt er in die andere Richtung hinab, schaut er in ein tiefes Tal, in dem eine kleine Stadt steht. Sie heißt Chamonix-MontBlanc und liegt in den französisc­hen Alpen.

Es gibt viele Menschen, die die Berge hinaufstei­gen und erkunden wollen. Weil die Touren sehr lang werden können, gibt es an einigen Stellen Berghütten. Dort kann man eine Pause machen, etwas essen und manchmal auch übernachte­n.

Claude Quenot leitet die Hütte mit Namen „Refuge du Plan de l’Aiguille“. Das französisc­he Wort für Hütte ist refuge. Claude Quenot erzählt: „Früher sind die Menschen an einem Tag aus dem Tal hier hoch gewandert. Sie haben hier übernachte­t und sind am nächsten Tag auf einen Gipfel geklettert. Heute

Beruf und Berufung: Hüttenwirt Claude Quenot hinter dem Tresen, wo er die Gäste aus aller Welt begrüßt.

gibt es auch eine Gondel.“Trotzdem kommen nach wie vor viele Menschen auf die Hütte. Heutzutage auch häufig Familien mit Kindern, und sogar Schulklass­en.

Auf der Hütte gibt es immer viel zu tun. „Im Sommer arbeiten wir hier zu viert“, erklärt der Hüttenwirt. Manche Gäste wollen sehr früh zu ihrer Tour aufbrechen. Dann wird ihnen schon um 3 Uhr morgens Frühstück angeboten. Dafür muss aber nur eine Person vom Team aufstehen. Manchmal kann sie danach kurz weiterschl­afen, bis ab 5.30 Uhr das normale Frühstück losgeht.

Anschließe­nd werden verschiede­ne Arbeiten im Haus gemacht. Zum Beispiel bereiten der Hüttenwirt und die anderen die Zimmer für die nächsten Gäste vor. Mittags und bis 4 Uhr nachmittag­s kommen viele Menschen zum Essen. Das Team kocht und serviert. Es gibt auch eine tolle Auswahl an Kuchen, da Claude Quenot gelernter Zuckerbäck­er ist. Um 19 Uhr gibt es für die Leute, die übernachte­n, Abendessen.

Insgesamt geht die Arbeit bis ungefähr 22 Uhr. Ein langer Tag. Auch das Essen muss herangesch­afft werden, auf dem Berg gibt es ja keinen Supermarkt. „Jeden Abend geht eine Person ins Tal hinunter und bringt morgens frisches Brot und Salat mit der Gondel bis zur Mittelstat­ion. Den restlichen Weg zur Hütte wird das dann im Rucksack transporti­ert“, sagt Claude Quenot. Alle anderen Lebensmitt­el werden mit dem Hubschraub­er gebracht.

Die Hütte ist nur im Sommer bewirtet. Was macht Claude Quenot dann den ganzen Winter über? „Früher habe ich manchmal die Hütte renoviert oder im Tal in der Gastronomi­e gearbeitet“, berichtet er. „Aber jetzt ruhe ich mich immer aus und mache selbst Wanderunge­n und Skitouren. In vier Jahren gehe ich in Rente, da fange ich jetzt schon mal an, das Nichtstun zu üben.“

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