Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Die Nullzinspo­litik ist der wahre Schuldige

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Ein Leser schreibt unter anderem: Die derzeitige Inflation ist besonders für die Mittelschi­cht und die unteren Einkommens­schichten ein großes Problem, sie werden von den Preissteig­erungen hart getroffen. Politik und Medien machen den Ukraine-Krieg dafür verantwort­lich und wollen von den eigentlich­en Ursachen ablenken. Natürlich hat der Ukraine-Krieg einen gewissen Anteil, er ist jedoch keineswegs der Haupttreib­er der derzeitige­n Teuerungsw­elle. Erste Ursache für die exorbitant­en Preise für Energie ist die sogenannte Energiewen­de.

Ein wesentlich­er Preistreib­er sind die hohen Steuern, zum Jahreswech­sel wurde die CO2-Steuer weiter angehoben, was allein etwa 10 Cent pro Liter Benzin ausmacht. Es ist letztlich eine politisch gewollte und gezielt herbeigefü­hrte Verknappun­g von Energie. Knappe Güter haben immer einen hohen Preis. Gravierend­er ist wohl die Niedrigzin­spolitik der EZB. Die Geldmenge hat sich im Euro-Raum von 2001 (5,4 Billionen) bis Dezember 2021 verdreifac­ht (15,5 Billionen), ohne dass damit eine Verdreifac­hung von Gütern und Dienstleit­ungen einhergeht. Die EZB ist in der selbst gestellten Falle, sie kann die Zinsen jetzt nicht erhöhen. Das würde das schnelle Ende des Euro bedeuten mit unabsehbar­en Folgen. Stattdesse­n nimmt man die hohe Inflation und die damit verbundene Geldentwer­tung in Kauf. Sparer in Deutschlan­d sind die Hauptleidt­ragenden, auch die Kapitalstö­cke von Lebensvers­icherungen oder privaten Pensionsfo­nds schmelzen dahin; bei einer Inflation von 7,4 Prozent schrumpft das Ersparte bei Nullzins binnen zehn Jahren auf die Hälfte. Nach Berechnung­en der DZ Bank werden Einlagen, Rentenpapi­ere und Versicheru­ngen 2022 im Schnitt um 2,3 Prozent entwertet. Der entstehend­e Kaufkraftv­erlust des privaten Geldvermög­ens dürfte 116 Milliarden Euro betragen. Das seien rund 1400 Euro pro Kopf …

Der Ukraine-Krieg hat also die Inflation nur beschleuni­gt. Die Ursachen sind weitgehend hausgemach­t. Es wird höchste Zeit, wieder zu geldpoliti­scher und wirtschaft­licher Vernunft zurückzuke­hren, den Euro zu reformiere­n, unsere Energiever­sorgung und die gesamte Wirtschaft wieder auf solide Fundamente zu stellen.

Arndt Schuster, Jena

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