Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Spezielle Vorliebe für Handpuppen
Autor Randolf Eilenberger erhält den Menantes- Literaturpreis für erotische Dichtung
Das Schreiben erotischer Texte ist nicht leicht. Das findet jedenfalls Randolf Eilenberger. Dennoch scheint es dem 58- Jährigen zu liegen. So überzeugte sein erster Versuch auf diesem literarischen Terrain die Jury des Menantes- Literaturpreises für erotische Dichtung auf Anhieb. Für seine Kurzgeschichte „ Was mach ich nur mit dem Franz?“erhielt der Autor aus Baden- Württemberg am Samstag den mit 2000 Euro dotierten Jury- Preis. Dieser wurde zum bereits achten Mal von der evangelischen Kirchengemeinde Wandersleben im Rahmen des Literatur- Sommerfestes im Kultur- Pfarrhof vergeben. Der mit 500 Euro dotierte Publikumspreis ging an den Erfurter Michael Kriegel.
„ Vorne der Kasperl hat das offene Kleid gleich ausgenutzt und schlüpfte in mein Dekolleté. Mir war es nicht recht geheuer, das mit den Puppen, und mein Herz hat ganz schnell geschlagen“, heißt es in Eilenbergers Geschichte, die vor allem durch ihren humoristischen Zugang überzeugt hatte. Lange hatte der Physiker und Softewareentwickler um einen Ton gerungen, der weder abgeschmackt und schlüpfrig, noch sexistisch oder pornografisch war. Der originelle Stil der pointierten Geschichte über eine Frau, die sich beim Liebesspiel zum ersten Mal auf den besonderen Fetisch ihres neuen Partners einlässt, ist das Ergebnis dieses Ringens.
Neuling auf dem Gebiet der erotischen Literatur ist auch der aus Tambach- Dietharz stammende und in Erfurt lebende Michael Kriegel. Seine Kurzgeschichte „ Waldfisch und Meerfrau“hatte den 61- Jährigen bei 600 Einsendungen aus neun Ländern unter die fünf Finalisten des Menantes- Preises gebracht. In dem Text, zu dem eine Erfahrung den Anstoß gab, schreibt Kriegel über die Beziehung eines Jungen zur Mutter eines Freundes, die mit dem Erwachsenwerden zur Liebschaft reift. Die Gäste des LiteraturSommerfestes zeigten sich nach dem Vortrag des Autor so begeistert, dass sie Kriegel zum Gewinner des Publikumspreises wählten.
Auch die drei weiteren Finalisten Katrin Kremmler, André Schinkel und Helge Streit hatten an diesem Nachmittag Gelegenheit, ihre Beiträge vorzutragen.
Im Herbst werden alle fünf Autoren zudem noch einmal vor Publikum lesen. Im Rahmen der Erfurter Herbstlese ist am 8. November eine Veranstaltung mit den Finalisten geplant. Darüber hinaus ist eine Anthologie mit den 30 besten Beiträgen des Preises in Arbeit.