Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Werkzeuge gegen die Hitze
Wissenschaft und Kommunen müssen sich dem Klimawandel stellen – Beispiele aus Thüringen
40 Grad Celsius können für jeden Menschen zur Herausforderung werden. In Siedlungsräumen, in denen sich Wärme und Trockenheit sammeln, verstärken sich die Belastungen zusätzlich. „ In engen nicht begrünten und nicht durchlüfteten Gassen kann sich die Hitze stauen… Eine Sanierung ist oft mit Anbauten und Garagenbauten verknüpft ( Nachverdichtung), welche die Grünflächen reduzieren“, heißt es im Klima- Gestaltungsplan für die Stadt und den Landkreis Nordhausen, den die dortige Hochschule erarbeitet hat.
Das 300- seitige Konzept ist ein Beispiel dafür, wie in Thüringen über Schritte gegen die Folgen von Klimawandel und Hitze nachgedacht wird. Durch Entsiegelung und Begrünung ließen sich vielerorts spürbare Effekte erzielen, sagt Ariane Ruff, Professorin für Urbane Ressourcen am Fachbereich Ingenieurwissenschaften. Wo möglich, könnten neue Luftschneisen für Entlastung sorgen. Mit Solaranlagen überdachte Parkplätze könnten sowohl Schatten spenden als auch zur Energiegewinnung beitragen. Angedacht sind sie für ein Neubaugebiet im Norden Nordhausens. In Bleicherode an der Deutschen Fachwerkstraße läuft das Projekt „ Klimaquartier“mit entsprechender Sanierungsberatung.
Schon länger wird in Erfurt am Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der Fachhochschule zur Klima- und Hitzeanpassung geforscht und dabei auch die Öffentlichkeit einbezogen. Für das vierjährige Forschungsprojekt „ HeatResilientCity“( Hitzeresiliente Stadt) gab es den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Gemeinsame Themen mit der Stadt sind Aufenthalts- und Grünstreifen, Baumpflanzungen, Dach- und Fassadenbegrünung sowie Möglichkeiten der Verkehrsreduzierung. Bei Anwohner- Befragungen habe sich gezeigt, dass das Thema Hitzebelastung und Hitzeresilienz für viele eine große Rolle spielt. Jüngstes Projekt sind „ hitzerobuste Gemeinschaftsangebote“im Neubaugebiet am Johannesplatz. Jeder fünfte Befragte kann sich vorstellen, Gemeinschaftsräume vor allem in Erdgeschossen künftig auch als kühle
Rückzugsorte zu nutzen. Konkret soll das noch einmal bei einer Bürgerbeteiligung im September erörtert werden, sagt die FH- Projektleiterin Heidi Sinning.
Ein Klimaschutzkonzept hat auch Eisenach angestoßen. In den letzten Monaten seien dafür Dutzende Ideen und Vorschläge eingegangen, viele würden in den Maßnahmenkatalog aufgenommen. Jena setzt bei zusätzlichen Baumpflanzungen auf mediterrane Sorten, zum Beispiel den aus dem Süden stammenden und an Hitze gewöhnten Zürgelbaum. Außerdem sollen Klimaoasen hitzegeplagten Menschen Schatten und Abkühlung bieten. Die erste wurde gerade im Norden der Stadt angelegt. In Weimar läuft derzeit eine Klimaanalyse. Dabei sollen hitzegefährdete Gebiete erkundet und die Klimasituation um sensible Einrichtungen wie Altenheime oder das Krankenhaus beurteilt werden.
Artern ( Kyffhäuserkreis) taucht regelmäßig in Wetterbilanzen als sonnigster Ort Thüringens auf. Ein Hitzeschutzkonzept gibt es nicht. „ Alles, was baulicher Wärmeschutz ist, machen wir aber“, sagt eine Stadtsprecherin. So seien das Bürgerzentrum und ein hitzeanfälliger Kindergarten mit Jalousien gegen Sonneneinstrahlung ausgestattet worden. Gera will auf einer Rodungsfläche im Tierpark mit Geld vom Bund einen Klimagarten mit hitzebeständigen heimischen Baumarten anlegen. ( mit dpa)
Durch Entsiegelung und Begrünung ließen sich vielerorts spürbare Effekte erzielen. Ariane Ruff Professorin für Urbane Ressourcen am Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Fachhochschule Nordhausen