Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Entsetzen über offenen Brief von Thüringer Ärzten
Eine Gruppe von Medizinern und Therapeuten greift die Landesregierung wegen ihrer Corona- Politik scharf an
Eine Gruppe von Thüringer Ärzten, Zahnärzten, Physiotherapeuten und Pflegekräften hat in einem offenen Brief an Ministerpräsident Bodo Ramelow und Gesundheitsministerin Heike Werner ( beide Linke) die einrichtungsbezogene Impfpflicht und die Corona- Politik auf Bundes- wie auf Landesebene scharf kritisiert.
In dem Schreiben der „ Ärzteinitiative Mittelthüringen“, die offenkundig der Landtagsabgeordneten Ute Bergner ( Bürger für Thüringen) nahesteht, wird der Landesregierung vorgeworfen, durch ihr Handeln „ die Gesundheit von Menschen in einem bislang unbekannten Maße zu gefährden“. Verfasser des Briefes, der bereits etwa 400 Unterschriften tragen soll, ist der Weimarer Psychiater Andreas Jost.
Ramelow und Werner, so der zentrale Vorwurf, trügen eine Politik mit, die unter anderem Impfungen als „ alleiniges Allheilmittel“gegen das Coronavirus anpreise und dabei Stoffe verimpfe, deren Wirksamkeit „ nur kläglich genannt werden“könne. Zudem würden Studien, die sich kritisch mit Corona- Maßnahmen und den Nebenwirkungen der Impfungen auseinandersetzten, ignoriert und in den „ Leitmedien“ehrenhafte Wissenschaftler diffamiert. Eine Überlastung des Gesundheitssystems habe es in den vergangenen beiden Jahren nicht gegeben; der Pflegenotstand habe bereits vorher existiert.
Die Unterzeichner fordern die Landesregierung dazu auf, die berufsbezogene Impfpflicht zurückzunehmen und Corona- Impfungen so lange auszusetzen, bis „ in unabhängigen Studien deren Wirksamkeit nachgewiesen“sei. Die Bevölkerung müsse ausgewogen über Chancen und Risiken der Impfstoffe aufgeklärt werden – das bedeutet für den Verfasser auch, die „ Leitmedien“eine ausgewogene Berichterstattung „ liefern zu lassen“.
Die Landesärztekammer ( LÄK) zeigt sich entsetzt darüber, „ in welcher Weise Kollegen die Pandemiesituation verkennen, darstellen und welche Schlussfolgerungen sie daraus ziehen“. Eine Sprecherin verweist darauf, dass die LÄK jüngst mit der Landeskrankenhausgesellschaft, dem Landesverband der Ärzte und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und dem Universitätsklinikum Jena gefordert hatte, angesichts erneut zunehmender Infektionen die berufsbezogene Impfpflicht zumindest bis zum Herbst auszusetzen. Aus Sicht der LÄK sei es immer noch notwendig, „ Impflücken zu schließen und eine potenzielle Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden“.
Das Thüringer Gesundheitsministerium weist die im Brief erhobenen Vorwurfe „ deutlich zurück“: So sei die Überlastung des Gesundheitssystems nicht nur beschworen worden, sondern in einigen Phasen der Pandemie faktisch eingetreten. Behauptungen in dem Brief entstammten in der Regel „ verschwörungstheoretischen Erzählungen“.