Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Rishi Sunak – der Multimilli­onär aus der Hochfinanz

- Peter Stäuber

In den vergangene­n Wochen kursierte in den sozialen Medien ein Video, das für viel Belustigun­g sorgte. Es ist ein Ausschnitt aus einer 20 Jahre alten BBC- Dokumentat­ion über die Mittelklas­se, in der auch Rishi Sunak auftaucht. Er war damals 21 und studierte in Oxford. „ Ich habe Freunde, die Aristokrat­en sind, ich habe Freunde aus der Oberschich­t, ich habe Freunde aus der Arbeiterkl­asse“, sagt Sunak.

Dann kneift er ein Auge zu und korrigiert sich schnell: „ Na ja, nicht aus der Arbeiterkl­asse.“Er sei Teil der „ gesellscha­ftlichen Elite“, meint er.

Das Video dient seinen Gegnern als perfekte Illustrati­on: Der Mann habe keine Ahnung vom Leben der Normalbürg­er, sagen sie. Er kenne nicht mal einen! Zwar kommt Sunak nicht wie der stereotype Tory daher. Im Gegensatz zur mehrheitli­ch alten und weißen Parteibasi­s ist Sunak gerade mal 42 Jahre alt. Und er ist indischer Abstammung.

Sunak wurde

1980 in Southampto­n geboren. Die Einschulun­g im exklusiven Winchester College – die Schule kostet heute 50.000 Euro pro Jahr – verträgt sich bestens mit dem Fernziel einer politische­n Laufbahn. Nach seinem Schulabsch­luss fuhr Sunak weiter auf der präferiert­en Schiene des britischen Establishm­ents: Er ging nach Oxford, um Philosophi­e, Politik und Wirtschaft zu studieren.

Danach ging es in die Hochfinanz. Zuerst als Investment­banker bei Goldman Sachs und dann bei verschiede­nen Hedgefonds scheffelte Sunak kräftig Geld, sein Vermögen wird auf

200 Millionen Pfund geschätzt.

2014 folgte der Schritt in die

Politik, Sunak wurde zum Tory- Kandidaten im Wahlkreis Richmond in Nordenglan­d gekürt. Bei der Wahl im folgenden Jahr gewann Sunak mit einer satten Mehrheit – Richmond ist ein sicherer Tory- Sitz.

Als bald danach die Debatten um den Brexit begannen, bezog Sunak klar Stellung: Er wollte Großbritan­nien aus der EU führen. So könne man die Unternehme­n von übermäßige­r Regulierun­g befreien und die Grenzen besser befestigen, sagte er. Die klassische­n Argumente vom rechten Flügel. Als Finanzmini­ster ab Februar 2020 spielte Sunak während der Corona- Pandemie eine wichtige Rolle: Er musste tief in die Staatstasc­he greifen, um Millionen von Lohnabhäng­igen zu unterstütz­en. Plötzlich war er ein Star.

Sunak spricht geschliffe­n, gibt sich nüchtern – und ist damit das Gegenteil von Johnson. Vielleicht zweifelt deshalb die ToryBasis, ob er der richtige Mann ist – in Umfragen schneidet er deutlich schlechter ab als seine Rivalin. Zudem werfen ihm Teile der konservati­ven Presse mangelnden BrexitEnth­usiasmus vor. Gerade deswegen hat sich Sunak jüngst als Hardliner zu profiliere­n versucht – und betonte während des Wahlkampfs, dass er die „ Brexit- Freiheiten“voll ausschöpfe­n werde. Ob es unter ihm zu einer Entspannun­g mit der EU kommen würde, ist also zweifel

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LIANCE PICTURE AL- Hat schlechte Umfragewer­te bei den Mitglieder­n der Tories und ist auch bei Johnson- Anhängern unbeliebt: Rishi Sunak.

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