Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Ausnahmesituation im Ersatzverkehr
Während der Bauarbeiten zwischen Erfurt und Weimar wird es in den Bussen teils sehr eng
Für Bahnreisende zwischen Erfurt und Weimar sind mit Beginn der Großbaustelle zwischen Weimar und Vieselbach harte Zeiten angebrochen: Vom Ausfall nahezu aller Verbindungen während der gesamten Bauzeit ( 16. Juli bis 2. September) ist zwar nur die Erfurter Bahn mit der Regionalbahn 21 ( Erfurt – Jena – Gera) betroffen, während Deutsche Bahn und Abellio auf der Strecke vorerst noch mit Einschränkungen verkehren. Doch auch das macht sich bereits schmerzhaft bemerkbar: So fand nach dem Premierenabend der Domstufenfestspiele in Erfurt nur ein Teil der etwa 100 Wartenden in einem Ersatzbus Platz.
„ Das tut uns sehr leid“, sagt eine Sprecherin der Erfurter Bahn. Die Bauarbeiten seien vor Bekanntwerden des 9- Euro- Tickets geplant und der Schienenersatzverkehr ( SEV) entsprechend angemeldet worden. Wegen der starken Inanspruchnahme des 9- Euro- Tickets, die für die Busunternehmen genauso gelte und auch dort für erhebliche zusätzliche Belastungen sorge, sei es „ oft extrem schwierig, überhaupt Busse für den Schienenersatzverkehr zu bekommen“.
In vielen Fällen müssten mehrere Busunternehmen abtelefoniert werden, um annähernd adäquaten Ersatz für den jeweiligen Zug zu finden. Das Fahrgastaufkommen werde aber täglich beobachtet, „ und wir versuchen, so gut es geht nachzujustieren“, versichert die Bahnsprecherin. Wegen des 9- Euro- Tickets, der im Sommer generell anstehenden Baumaßnahmen und der allgemeinen personellen Situation sei das aber eine sehr große Herausforderung.
Aus Sicht eines Sprechers des Bahnunternehmens Abellio lässt sich im SEV hingegen „ leider nichts nachjustieren“. Für die auch von der Erfurter Bahn ins Feld geführte schwierige Personalsituation seien neben der Urlaubszeit „ hohe Krankenstände“verantwortlich. Abellio fährt bis Ende Juli nur in den Abendund Nachtstunden im SEV, „ dafür reichen in der Regel die Kapazitäten aus“.
Abellio, sagt der Sprecher, habe zum Zeitpunkt der Planung bereits von der Einführung des 9- Euro- Tickets gewusst. „ Was wir aber nicht in die Planung aufnehmen können, sind sämtliche Veranstaltungen, die in dieser Zeit stattfinden.“Das Bahnunternehmen setze während der Bauarbeiten – wie im Verkehrsvertrag mit den Aufgabenträgern vereinbart – pro Zug einen Niederflur- Gelenkbus ein. Die Kapazität werde erst erhöht, wenn der Streckenabschnitt in der ersten Augusthälfte durchgängig gesperrt wird und zwischen Weimar und Erfurt ganztägig Ersatzbusse fahren: Dann würden tagsüber mehr Busse pro ersetztem Zug eingesetzt. „ Die Planung ist grundsätzlich so, dass alle Fahrgäste mitgenommen werden können“, sagt der Sprecher. Allerdings bestehe wegen des 9- Euro- Tickets eine Ausnahmesituation.
Mit Blick darauf kann auch die Sprecherin der Erfurter Bahn die Fahrgäste nur um Verständnis bitten. Zudem sollten sie sich „ vor Antritt einer Fahrt genau informieren“.
Auf einem etwa acht Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Weimar und Vieselbach werden bis Ferienende Schienen und Weichen erneuert. Vom 1. bis 15. August muss der Bereich komplett gesperrt werden. Dann kommt es durchgängig zu Zugausfällen und SEV.