Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Fast die Hälfte aller Neueinstellungen befristet
Nach Beobachtung der Gewerkschaft werden zeitlich begrenzte Arbeitsverträge häufig zur „ Karrierefalle“
Ein Großteil der Neueinstellungen im Kreis Gotha hat ein Verfallsdatum: 1.271 von insgesamt 2.968 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen im Landkreis waren im zweiten Quartal des vergangenen Jahres befristet. Das entspricht einer Quote von 43 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung- GenussGaststätten ( NGG) mitteilt.
Dabei beruft sich die NGG- Region Thüringen auf eine aktuelle Auswertung der Hans- Böckler- Stiftung.
„ Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und das, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues Personal suchen“, betont NGG- Geschäftsführer Jens Löbel. Das gewinne man aber nicht, indem man wackelige Jobs biete. Beschäftigte würden keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine langfristige Perspektive suchen. Nach Beobachtung der Gewerkschaft werden Befristungen häufig zur „ Karrierefalle“– gerade für Berufsstarter. „ Die Betroffenen haben größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job- Aussichten sogar der eigene Kinderwunsch hinten angestellt werden“, so Löbel.
Jeder Arbeitsvertrag habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäftigten zu machen. Befristungen würden dafür sorgen, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln. Der Gewerkschafter verweist auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken. Danach arbeitet mehr als ein Drittel aller befristet Beschäftigten in Thüringen zu Niedriglöhnen ( 38 Prozent) – unter allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern liege die Quote bei 25,5 Prozent. Für rund 37 Prozent aller Befristungen gebe es in Thüringen keinen „ Sachgrund“. red