Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Drucker druckt Drucker

Sebastian Fiedler aus Ohrdruf ist Teil einer weltweiten Community, die an der Entwicklun­g der Voron- Familie arbeitet

- Klaus- Dieter Simmen Ohrdruf. Das Gerät schafft, was große Firmen scheuen

Sebastian Fiedler ist zufrieden. Der Druckkopf bewegt sich nahezu lautlos auf der vorgegeben­en Bahn und trägt Schicht für Schicht den Kunststoff auf. Am Ende kann er die Teile entnehmen. Aus ihnen wird er sich einen neuen 3DDrucker bauen, natürlich wieder einen Voron. Diese Marke kam mit ganz besonderen Ansprüchen vor sieben Jahren als Ein- Mann- Unternehme­n auf den Markt.

„ Ziel beim „ Projektsta­rt“– es handelt sich um ein Open Source Projekt – war, einen Drucker anzubieten, der preiswert ist und mit gängigen Industrie- Druckern mithalten kann“, sagt Fiedler. „ Kaum war der erste Voron- Drucker zu haben, bildete sich eine Community, die unglaublic­h schnell wuchs.“Heute beschäftig­en sich Millionen Menschen rings um den Erdball mit diesen 3D- Druckern. Und sie tauschen sich nicht nur aus, sie sind in erster Linie an der Weiterentw­icklung der Voron- Familie beteiligt.

Der Ohrdrufer ist einer von ihnen und schon viele Jahre dabei. Mittlerwei­le hat er eine Firma gegründet, mit Sitz in der Suhler Straße 2. In dem alten Backsteing­ebäude residierte zur DDR- Zeit der VEB Norm- und Fahrzeugte­ile Ohrdruf. Jetzt haben das Gebäude junge Unternehme­r erworben. „ Zwei Metallbaue­r, ein Musiker und ich“, erzählt Sebastian Fiedler. Sie haben in den vergangene­n Monaten bereits reichlich Sanierungs­arbeiten in Angriff genommen. Trotzdem bleibt noch viel zu tun, was den Enthusiasm­us der Unternehme­r keinen Abbruch tut. „ Sam‘ s 3D“ist Fiedlers zweites Standbein. Im Hauptberuf verdient er seine Brötchen als Techniker.

Trotzdem hat sich das kleine Unternehme­n bereits einen Namen über Thüringens Grenzen hinaus gemacht. Was größere Firmen aus Kostengrün­den eher scheuen, kommt dem Ohrdrufer gerade recht, Kleinteile in geringer Auflage. Das sei eine spannende Aufgabenst­ellung. Aktuell liegt der Zündschlüs­sel für das Simson- Moped SR 1 auf dem Tisch, gewachsen im 3DDrucker. „ Es gibt viele Ersatzteil­e aus dem Oldtimerbe­reich, die ich in den Druckern herstelle, aber auch für Maschinen unterschie­dlicher Firmen im Landkreis drucke ich solche aus.“Einmal hat er Teile für ein funktionst­üchtiges Toyota- Motormodel­l angefertig­t, für eine Berufsschu­le in Erfurt. „ Leider hat das niemand abgeholt“, bedauert Sebastian Fiedler. Deswegen ist das dazugehöri­ge Getriebe nicht mehr gedruckt worden.

Mit einem CAD- Programm zeichnet der Unternehme­r das zu druckende Objekt. Ist daraus dann eine für den Drucker lesbare Datei entstanden, kann die Produktion beginnen. Neben Einzelstüc­ken fertigt Fiedler auch Kleinserie­n oder auch Prototypen. „ Nach all den Jahren, in denen ich mich mit dem 3DDruck beschäftig­e, fasziniert mich nach wie vor der Einfluss der Community auf die Weiterentw­icklung der Voron- Drucker. So haben findige Köpfe in Ländern, wo immer mal wieder der Strom ausfällt, eine Möglichkei­t entwickelt, wie der Drucker nahtlos abermals anläuft, wenn das Netz wieder steht.“

Fiedler selbst hat eine Belüftung ausgetüfte­lt, die von anderen Nutzern übernommen wurde. Beteiligt war er auch am Entstehung­sprozess eines Boards. „ Alles, was für einen Voron 3D- Drucker nötig ist, kann man aus dem Internet herunterla­den“, sagt Sebastian Fiedler, „ und die Daten sind kostenlos.“

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KLAUS- DIETER SIMMEN Sebastian Fiedler aus Ohrdruf ist begeistert­es und vor allem aktives Mitglied der Community, die sich mit der Weiterentw­icklung der 3D- Drucker von Voron beschäftig­t.
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