Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Getestet: So sicher sind Kinderfahr­radhelme

Ein Kopfschutz ist besonders für junge Verkehrste­ilnehmer wichtig. Fünf Modelle, die chic aussehen und schweren Verletzung­en vorbeugen

- Kathrin Schräer Die perfekte Passform Extrasiche­rheit durch Mips So gut schützen die Helme Das passiert beim Aufprall Fazit

Ein Kind zum Tragen eines Fahrradhel­ms zu bewegen, ist nicht immer leicht. „ Zu uncool“oder „ Stört“sind oft die schnellen Ausreden. Eine Helmpflich­t gibt es in Deutschlan­d zwar nicht, dennoch ist es mehr als ratsam, einen Kopfschutz zu tragen. Gerade Kinder gehören zu den schwächste­n Teilnehmer­n im Straßenver­kehr. Oft kennen sie die Regeln noch nicht gut genug, unterschät­zen Situatione­n oder werden aufgrund ihrer Größe etwa von Autofahrer­n einfach übersehen.

IMTEST, das Verbrauche­rmagazin der FUNKE Mediengrup­pe, hat fünf aktuelle Markenmode­lle von Abus, Alpina, Giro, Specialize­d und Uvex zwischen 49,95 und 85 Euro sowohl in der Praxis als auch im Prüflabor des Tüv Süd getestet. Wie gut sie sich von Kindern tragen lassen und wie robust sie selbst starken Stürzen widerstehe­n, lesen Sie hier.

Helm ist nicht gleich Helm. Besonders wichtig ist, dass er richtig passt. Er darf weder schief sitzen noch wackeln oder zu tief in den Nacken ragen. Der Helm sollte zudem die Stirn, die Schläfen und den gesamten Hinterkopf gut bedecken. Alle

Testmodell­e haben eine weiche, auswechsel­bare Polsterung, damit nichts drückt. Mit einem kleinen

Rad an der Rückseite können alle Helme individuel­l an den Kopf angepasst werden. Die Modelle von Abus und Alpina haben darüber hinaus eine zusätzlich­e vertikale Größenvers­tellung im Inneren. Der Kinnversch­luss sollte so eingestell­t sein, dass gerade noch ein Finger zwischen Verschluss und Kinn passt. Da jeder Kinderkopf individuel­l ist, empfiehlt es sich, das Kind beim Kauf mitzunehme­n.

Impact Protection System“und ist eine zusätzlich­e Sicherheit­stechnolog­ie, die einige Helme, wie die von Specialize­d und Giro, in diesem Testfeld bieten. Dabei befindet sich eine zweite, bewegliche Schale unter der Außenschal­e, die direkt auf dem Kopf aufliegt. Kommt es zu einem schrägen Aufprall, wird die aufkommend­e Rotationsk­raft durch diese bewegliche Schale umgeleitet. Das soll dem Kopf zusätzlich­en Schutz geben.

Die fünf Testmodell­e mussten sich beim Tüv Süd vier verschiede­nen Prüfungen unterziehe­n. Beim Abstreifte­st wurde untersucht, wie gut der Helm bei einem Sturz am Kopf bleibt. Dabei liegt der Helm eng am Testkopf, aber nur so weit, dass es für den Träger oder die Trägerin immer noch bequem ist. Das Ergebnis: Bei allen Helmen verschiebe­n sich die Gurtbänder minimal, nur beim hlmt 4 von Uvex fällt die Verschiebu­ng etwas größer aus. Da der Helm aufgrund seiner Konstrukti­on aber einen sehr großen Bereich des Kopfes abdeckt, erfüllt er ebenso wie die anderen Modelle die Anforderun­gen, die die Testnorm DIN EN 1078 vorgibt.

Bei zwei Stoßprüfun­gen mit erhöhter Aufprallge­schwindigk­eit testete der Tüv, was bei einem frontalen und einem darauffolg­enden seitlichen Crash passiert. Beim Frontalauf­prall wurde sogar mit Werten, die 20 Prozent über der Norm liegen, gearbeitet. Das heißt: Mit rund 23,4 Stundenkil­ometern ( km/ h) ließ der Tüv Süd die Helme aus 2,20 Meter Höhe auf einen Sockel aufschlage­n. Erfreulich: Alle Modelle haben den Dummy- Kopf ausreichen­d gut geschützt. Bei allen Helmen ist das EPS ( expandiert­es Polystyrol = Baumateria­l des Helms) zwar sichtlich beschädigt worden, Risse sind erkennbar, aber die Helmschale ist überall unversehrt geblieben. Ebenso unerschütt­erlich wie zäh zeigten sich die bereits angeschlag­enen Testkandid­aten beim darauffolg­enden Seitenaufp­rall aus knapp 1,90 Meter Höhe und einer Geschwindi­gkeit von 21,6 km/ h. Das Ergebnis: Bei allen Kandidaten bricht das EPS, aber die Helmschale ist immer noch unbeschädi­gt. Bis auf das Modell von Abus bleiben alle Helme beim erneuten Schlag unter den Normvorgab­en und unterbiete­n diese teils deutlich. Beim Youn- I 2.0 von Abus sind die Reserven zwar aufgebrauc­ht, das heißt, dass ein weiterer Stoß auf den Helm gefährlich für den Kopf wäre. Dennoch wurde auch beim Abus die Norm erfüllt.

In einer letzten Prüfung testete der Tüv Süd, wie sich der Kinnriemen nach einer ruckartige­n Belastung verhält – also, ob er reißt oder sich dehnt. Aber auch hier glänzten alle Kandidaten mit guten Werten.

Wer unter diesen fünf Helmen ein Modell für sein Kind sucht, liegt goldrichti­g. Alle überzeugen mit guten Ergebnisse­n beim Tüv Süd. Oft sind es nur Nuancen, die hier den Unterschie­d machen – wie etwa ein vorhandene­s Licht oder die Art der Bedienung.

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ISTOCK Die Optik ist wichtig – aber noch viel wichtiger ist, dass der Helm richtig auf dem Kinderkopf sitzt. Er sollte nicht wackeln oder zu weit in den Nacken ragen.

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