Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Ein Italiener will mehr reden

Nazzareno Ciccarelli ist einer der ältesten Spieler beim FC Rot- Weiß. Warum er erst mit 25 Jahren den Anlauf in die Regionalli­ga nimmt

- Dirk Pille Erfurt.

Nazzareno Ciccarelli sucht in der Mittagspau­se eine Wohnung. „ Eine habe ich mir schon angeschaut. Ich hab gern nach dem Training meine Ruhe, gehe gern ins Fitnessstu­dio oder auch ans Wasser“, beginnt sich der 25 Jahre alte Fußballer in seiner neuen Heimat Erfurt schon wohlzufühl­en.

Im ersten Spiel für den neuen Arbeitgebe­r gegen Halle ( 3: 4) hat er gleich ein Tor gemacht. „ Das war ein schönes Gefühl“, zeigte Ciccarelli, warum ihn Trainer Fabian Gerber zum FC Rot- Weiß geholt hat. „ Ich möchte hier etwas zurückzahl­en“, sagt der Italiener, der in Herne geboren wurde. Mutter Sizilianer­in, Vater aus Kalabrien. „ Aber nein, wir haben keine Eisdiele oder ein Restaurant. Papa ist Bauarbeite­r, Mama bei der Awo“, sagt er. Ciccarelli hat eine Ausbildung als Industriem­echaniker. „ Das war anstrengen­d, früh fünf Uhr raus, abends um neun zurück vom Training“, erzählt der Junge aus dem Ruhrpott.

Ciccarelli ist Torjäger. In der Oberliga Westfalen stand er in der Liste weit oben. „ Ich war besser, als die meisten Spieler und das hat mir lange gereicht“, sagt Ciccarelli. Sogar ein Angebot aus der zweiten italienisc­hen Liga habe er gehabt. „ Doch ich sollte da für ganz wenig Geld spielen. Da hat Papa sein Veto eingelegt und ich den Beruf gelernt“, sagt er. In Erfurt gibt es auch nicht viel zu verdienen. „ Aber es reicht zum Leben“, bleibt Ciccarelli bescheiden. Der Angreifer ist Trainer Gerber dankbar, dass er ihm die Chance in der Regionalli­ga gibt.

„ Nach zwei Jahren Oberliga habe ich gemerkt, dass da noch mehr in mir steckt. Ich will schauen, was das Maximum ist“, so Ciccarelli. Freunde und Familie machten ihm Mut, es im Profisport zu versuchen.

Jetzt steht er vor seiner ersten Saison in der vierten Liga. Ciccarelli ist überzeugt, dass Erfurt eine gute Wahl war. „ Der Trainer wollte mich unbedingt haben“, sagt der Spätstarte­r, der Tore schießt und vorbereite­t. Mit 25 Jahren ist er einer der ältesten im RWE- Team. Ciccarelli will mit seiner Erfahrung ein „ Leader“werden. „ Doch um anzuführen, muss ich auf dem Platz auch mehr reden“, so der in dieser Beziehung eher untypische Italiener.

Der Juventus- Fan und Dortmund„ Sympathisa­nt“freut sich nach zwei Wochen Training „ mit einer tollen Truppe und einem Trainer, der echt Ahnung hat“auf das Erfurter Publikum. Und natürlich auf das Derby. „ Bei uns hieß es Sprockhöve­l gegen Ennepetal. Wir haben einmal gewonnen und einmal remis gespielt. Ich glaube, dass wäre gegen Jena auch in Ordnung – oder?“, fragt Ciccarelli vorsichtig.

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FRANK STEINHORST Der Italiener Nazzareno Ciccarelli steht vor seiner ersten Regionalli­ga- Saison.

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