Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Retter in Not

Das Stotternhe­imer Langstreck­enschwimme­n lockt am Samstag wieder viele ins Wasser. Die DLRG Erfurt sichert wie stets mit ab. Sorgenvoll blickt die Organisati­on in die Zukunft

- Steffen Eß Stotternhe­im. Infos im Netz: https:// www. thueringer- sv. de/ wettkaempf­e/ 249/ 36- langstreck­enschwimme­n- stotternhe­im

Temperatur­en von 24 bis 27 Grad, Sonnensche­in und das Wasser so warm wie draußen in den Vormittags­stunden. Ferien dazu. Die Aussichten für Samstag verspreche­n ein volles Strandbad Stotternhe­im und lassen Uwe Richter verheißung­svoll Richtung 36. Stotternhe­imer Langstreck­enschwimme­n blicken. Es könnte schön sein, wären nicht seine Sorgen am Rande.

Ein Sommerinfe­kt macht dem Mann von der DLRG ( Deutsche Lebens- Rettungs- Gesellscha­ft) Erfurt leicht zu schaffen, vielmehr aber der Umstand, der auf der Internetse­ite des Stadtverba­ndes ins Auge sticht. „ Keine Schwimmkap­azitäten frei“, garniert mit sechs Ausrufezei­chen, springt dem Besucher entgegen. Es ließe sich auch so lesen: Die Rettungssc­hwimmer brauchen Hilfe.

„ Wir haben ausgebilde­t, was wir konnten. Aber wir können keine Anfragen mehr bedienen, weil die dritte Schwimmhal­le fehlt“, spielt Uwe Richter auf einen seit Jahren diskutiert­en Missstand in der Thüringer Landeshaup­tstadt an. Wer bei der DLRG schwimmen lernen will, der muss sich gedulden, bis die Warteliste­n abgearbeit­et sind.

Dabei sind die Lebensrett­er im Rahmen der bundesweit­en Aufholakti­on noch mittendrin, den ausgefalle­nen Schwimmunt­erricht durch Corona mit aufzuarbei­ten. Gleichzeit­ig stehen sie vorm Mangel an Zeiten und schaffen sich neue Probleme indirekt selbst. Nicht nur viele Kinder haben infolge der Schließung­en Nachholbed­arf, die DLRG ist selbst in Not. Es fehlt an Rettern.

Die Stadt Erfurt selbst sucht Kräfte, um den Bäderbetri­eb aufrechtzu­erhalten. Zuletzt gab es bereits Einschränk­ungen im Betrieb wegen Personalma­ngels. „ Was wir für Anfragen haben, ist der Wahnsinn. Aus halb Thüringen kommen sie“, berichtet Uwe Richter von einer großen Nachfrage. Viele muss er mit nein beantworte­n.

Sinkende Bereitscha­ft, steigende Betriebsko­sten

Kurzfristi­g könnten Lücken gefüllt werden, bei längerfris­tigen Engagement­s aber könne die DLRG im Moment nicht helfen, schätzt René Rimbach ein. Der Präsident der DLRG- Landesverb­andes Thüringen sieht zwar flächendec­kend keinen großen Schwund an Mitglieder­n, wie ihn Erfurt seit Schließung einer Halle im Rieth laut Richter erlebt hat. Gerade aber die Einschränk­ungen in den vergangene­n Jahren haben Spuren hinterlass­en. Rettungssc­hwimmer werden rar. In Kombinatio­n mit schwindend­er Bereitscha­ft, sich gesellscha­ftlich zu engagieren, und zusätzlich mit steigenden Betriebsko­sten blickt Rimbach sorgenvoll Richtung Herbst. „ Schließung­en würden uns wieder zurückwerf­en“, denkt er und hofft, dass es nicht dazu kommt.

Mehr Bahnzeiten bräuchten eher die Vereine wie auch die DLRG. „ Die Kurse sind schneller voll, als es uns lieb ist“, meint Rimbach. So vielen Kindern wie nie ist immerhin durch die große Sommerkamp­agne 2021 das Schwimmen beigebrach­t worden. Bis es Rettungssc­hwimmer werden, vergehen aber einige Jahre.

Die Sorgen beschäftig­en auch Uwe Richter. Das Langstreck­enschwimme­n aber steht trotz sinkender Mitglieder­zahlen nicht in Gefahr. An Land und auf dem Wasser hat er am Samstag um die 30 Helfer am Start, um die gemeinsam mit dem Thüringer Schwimmver­band 36. Auflage des Schwimmeve­nts für jedermann abzusicher­n. Wie in den vergangene­n Jahren können sich Hobbysport­ler wie Leistungss­chwimmer ab 11 Uhr Strecken von einem, zwei und fünf Kilometern stellen. Zum Abschluss steht das Jedermanns­chwimmen über 500 Meter an. Wer sich die Strecke zutraut, kann ohne Anmeldung mitmachen.

Uwe Richter hofft, viele Besucher ins Wasser zu bekommen. Für die Hauptstrec­ken kann sich über die Website des TSV angemeldet werden. Nachmeldun­gen sind bis eine Stunde vor dem Start möglich.

Das Aufwärmpro­gramm startet bereits am Abend zuvor. Wie immer bildet der Aqua- Run am Freitag ( 18 Uhr) das Entree. Nach zwei Runden auf dem Bojenkurs im Kiessee sind fünf Kilometer zu laufen.

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ST. Eß ( 2) Alisa Fatum, Weltmeiste­rin im Eisschwimm­en aus Leipzig, wird nach ihren Dreifachsi­egen wieder in Stotternhe­im starten.

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