Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Retter in Not
Das Stotternheimer Langstreckenschwimmen lockt am Samstag wieder viele ins Wasser. Die DLRG Erfurt sichert wie stets mit ab. Sorgenvoll blickt die Organisation in die Zukunft
Temperaturen von 24 bis 27 Grad, Sonnenschein und das Wasser so warm wie draußen in den Vormittagsstunden. Ferien dazu. Die Aussichten für Samstag versprechen ein volles Strandbad Stotternheim und lassen Uwe Richter verheißungsvoll Richtung 36. Stotternheimer Langstreckenschwimmen blicken. Es könnte schön sein, wären nicht seine Sorgen am Rande.
Ein Sommerinfekt macht dem Mann von der DLRG ( Deutsche Lebens- Rettungs- Gesellschaft) Erfurt leicht zu schaffen, vielmehr aber der Umstand, der auf der Internetseite des Stadtverbandes ins Auge sticht. „ Keine Schwimmkapazitäten frei“, garniert mit sechs Ausrufezeichen, springt dem Besucher entgegen. Es ließe sich auch so lesen: Die Rettungsschwimmer brauchen Hilfe.
„ Wir haben ausgebildet, was wir konnten. Aber wir können keine Anfragen mehr bedienen, weil die dritte Schwimmhalle fehlt“, spielt Uwe Richter auf einen seit Jahren diskutierten Missstand in der Thüringer Landeshauptstadt an. Wer bei der DLRG schwimmen lernen will, der muss sich gedulden, bis die Wartelisten abgearbeitet sind.
Dabei sind die Lebensretter im Rahmen der bundesweiten Aufholaktion noch mittendrin, den ausgefallenen Schwimmunterricht durch Corona mit aufzuarbeiten. Gleichzeitig stehen sie vorm Mangel an Zeiten und schaffen sich neue Probleme indirekt selbst. Nicht nur viele Kinder haben infolge der Schließungen Nachholbedarf, die DLRG ist selbst in Not. Es fehlt an Rettern.
Die Stadt Erfurt selbst sucht Kräfte, um den Bäderbetrieb aufrechtzuerhalten. Zuletzt gab es bereits Einschränkungen im Betrieb wegen Personalmangels. „ Was wir für Anfragen haben, ist der Wahnsinn. Aus halb Thüringen kommen sie“, berichtet Uwe Richter von einer großen Nachfrage. Viele muss er mit nein beantworten.
Sinkende Bereitschaft, steigende Betriebskosten
Kurzfristig könnten Lücken gefüllt werden, bei längerfristigen Engagements aber könne die DLRG im Moment nicht helfen, schätzt René Rimbach ein. Der Präsident der DLRG- Landesverbandes Thüringen sieht zwar flächendeckend keinen großen Schwund an Mitgliedern, wie ihn Erfurt seit Schließung einer Halle im Rieth laut Richter erlebt hat. Gerade aber die Einschränkungen in den vergangenen Jahren haben Spuren hinterlassen. Rettungsschwimmer werden rar. In Kombination mit schwindender Bereitschaft, sich gesellschaftlich zu engagieren, und zusätzlich mit steigenden Betriebskosten blickt Rimbach sorgenvoll Richtung Herbst. „ Schließungen würden uns wieder zurückwerfen“, denkt er und hofft, dass es nicht dazu kommt.
Mehr Bahnzeiten bräuchten eher die Vereine wie auch die DLRG. „ Die Kurse sind schneller voll, als es uns lieb ist“, meint Rimbach. So vielen Kindern wie nie ist immerhin durch die große Sommerkampagne 2021 das Schwimmen beigebracht worden. Bis es Rettungsschwimmer werden, vergehen aber einige Jahre.
Die Sorgen beschäftigen auch Uwe Richter. Das Langstreckenschwimmen aber steht trotz sinkender Mitgliederzahlen nicht in Gefahr. An Land und auf dem Wasser hat er am Samstag um die 30 Helfer am Start, um die gemeinsam mit dem Thüringer Schwimmverband 36. Auflage des Schwimmevents für jedermann abzusichern. Wie in den vergangenen Jahren können sich Hobbysportler wie Leistungsschwimmer ab 11 Uhr Strecken von einem, zwei und fünf Kilometern stellen. Zum Abschluss steht das Jedermannschwimmen über 500 Meter an. Wer sich die Strecke zutraut, kann ohne Anmeldung mitmachen.
Uwe Richter hofft, viele Besucher ins Wasser zu bekommen. Für die Hauptstrecken kann sich über die Website des TSV angemeldet werden. Nachmeldungen sind bis eine Stunde vor dem Start möglich.
Das Aufwärmprogramm startet bereits am Abend zuvor. Wie immer bildet der Aqua- Run am Freitag ( 18 Uhr) das Entree. Nach zwei Runden auf dem Bojenkurs im Kiessee sind fünf Kilometer zu laufen.