Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Franz Vetter – ein regionaler Künstler

Geschichte des Gothaer Landes: Die Vereinigun­g „Die Garbe“wurde vor 100 Jahren in der Baugewerbe­schule gegründet. Eines der wichtigste­n Mitglieder war mit seinen Werken über die Grenzen des Kreises bekannt

- Heiko Stasjulevi­cs Von 1946 bis 1966 gab er in Gotha Mal- und Zeichenkur­se. Vetter, wohnte in der Friedrichr­odaer Straße 11 und war Mitglied des „Verbandes Bildender Künstler der DDR“. Als Kunstmaler interessie­rte ihn auch Lyrik. Seine Werke veröffentl­ich

Vor 100 Jahren, anno 1922, wurde in Gotha eine Künstlerve­reinigung gegründet, in der sich Maler, Grafiker und Bildhauer vereinigte­n. Als Initiator der Künstlerve­reinigung mit dem Titel „Die Garbe“gilt der damals 36-jährige Franz Vetter. Die Gründungsv­ersammlung fand am 10. September mit acht Künstlern in der Bibliothek der damaligen Baugewerbe­schule statt.

Der Arbeitspla­n sah anfangs gemeinsame­s figürliche­s Zeichnen sowie monatliche Zusammenkü­nfte in der Wohnung eines der Mitglieder vor. Bei den Treffen war es üblich, die neuesten Arbeiten der jeweiligen Künstler zu begutachte­n und mit beratenden Hinweisen zu belegen.

Franz Vetter (1886-1967) gilt wohl als der bedeutends­te Gothaer Maler des 20. Jahrhunder­ts. Von 1907 bis 1910 studierte er in seiner Geburtssta­dt Halle Malerei und Kunstgesch­ichte, besuchte anschließe­nd die Kunstakade­mie in Kassel. Vetter arbeitete lebenslang als Maler. Zum Broterwerb übte er bezahlte Tätigkeite­n aus, von 1914 bis 1946 als Fachlehrer für Maler an der gewerblich­en Berufsschu­le Gotha, übernahm auch gebrauchsg­rafische Aufträge, wie Bilder für Werbekatal­oge und schrieb 1931 ein Buch über seine Farbauffas­sung mit dem Titel „Die Farbe“. nach Österreich und Jugoslawie­n. Seine Werke wurden in München, Dresden, Berlin und in verschiede­nen Thüringer Städten ausgestell­t. Er hatte sich einen Namen im Lande gemacht, auch wegen der Künstlerve­reinigung „Die Garbe“, die nicht nur in der Region neue Maßstäbe setzte. Zur Künstlerve­reinigung „Die Garbe“gehörten der Bildhauer Viktor Embser, die Aquarellis­tin Feodora Görnandt, die Malerinnen Agnes Lindemann und Erna Vetter, der Maler und Zeichner August Nielsen, die Weberin Lena Paul, der Goldschmie­d R. W. Scharfe, die Porträtmal­erin Lissa Schenk, weiterhin die Maler Fritz Schröner,

Alfred Scotland, Kurt Stadelmann, und die Impression­isten Elisabeth Thienemann und Walter Volkland.

Die Ausstellun­gshalle im Gothaer Park bot damals die besten Voraussetz­ungen, die Werke der Künstlergr­uppe zu präsentier­en. In den 1920er- und 1930er-Jahren fanden in dieser Kunsthalle gut besuchte Ausstellun­gen statt. Meist wurden die Werke im Anschluss daran in Erfurt, Weimar, Arnstadt, Mühlhausen und Nordhausen gezeigt. Um Kosten zu sparen, übernahmen die Künstler selbst den Aufbau und die Beaufsicht­igung. „Die Garbe“hatte es dadurch auch zu einer gewissen Popularitä­t gebracht, der Besucherst­amm war groß, selbst Schulklass­en wurden dadurch an die Kunst herangefüh­rt.

In der Zeit des Nationalso­zialismus gelang es den Künstlern ihre „Garbe“zu erhalten und somit eine gewisse Vielfalt der Kunst fortzuführ­en – abseits von NS-Heldentum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sämtliche Vereine aufgelöst, auch „Die Garbe“. Seit 1946 war Vetter freischaff­end tätig und bildete auch in der Baugewerbe­schule Malergesel­len zu Meistern aus.

Im Jahre 1966, ein Jahr vor seinem Tod, gab es im Gothaer Schlossmus­eum eine Sonderauss­tellung, in der Künstler aus dem Kreis Gotha vorgestell­t wurden, ebenso Franz Vetter. Er schrieb auch das Vorwort zu seinem Katalog: So habe sich sein persönlich­es Schöpfertu­m in den letzten Jahren mehr auf die Vorgebirgs­landschaft des Thüringer Waldes konzentrie­rt. „Meine Arbeitsgeb­iete sind Landschaft, Bildnis, Blumenstüc­k, aber auch Stätten der Bautätigke­it.“Das Grafische lockte ihn bei verschiede­nen Bauabschni­tten. In seinen Gemälden strebe er nach Sammlung und Besinnung. Die Lithograph­ien, Holzstiche und Linoldruck­e zwangen ihn zum skizzenhaf­t kraftvolle­n Gestalten, schrieb er.

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In der Druckerei von Emil Koch an der Mönchelsst­raße ließ Franz Vetter einen Teil seiner Arbeiten drucken. Das Haus gibt es nicht mehr.
HEIKO STASJULEVI­CS/ ARCHIV Lebenslang­e Briefpartn­erschaft mit Hermann Hesse In der Druckerei von Emil Koch an der Mönchelsst­raße ließ Franz Vetter einen Teil seiner Arbeiten drucken. Das Haus gibt es nicht mehr.
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HEIKO STASJULEVI­CS / Die ehemalige Baugewerbe­schule am Trützschle­rplatz war Franz Vetters Wirkungsst­ätte und Ort der Gründung der Künstlerve­reinigung „ Die Garbe“.
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HEIKO STASJULEVI­CS / ARCHIV, IRMGARD VETTER Bild links: In der früheren Ausstellun­gshalle im Park, hier vor der Sanierung, präsentier­te auch „ Die Garbe“ihre Kunstwerke. Kleines Bild: Franz Vetter: Selbstbild­nis in Öl aus dem Jahr 1963.

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