Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Franz Vetter – ein regionaler Künstler
Geschichte des Gothaer Landes: Die Vereinigung „Die Garbe“wurde vor 100 Jahren in der Baugewerbeschule gegründet. Eines der wichtigsten Mitglieder war mit seinen Werken über die Grenzen des Kreises bekannt
Vor 100 Jahren, anno 1922, wurde in Gotha eine Künstlervereinigung gegründet, in der sich Maler, Grafiker und Bildhauer vereinigten. Als Initiator der Künstlervereinigung mit dem Titel „Die Garbe“gilt der damals 36-jährige Franz Vetter. Die Gründungsversammlung fand am 10. September mit acht Künstlern in der Bibliothek der damaligen Baugewerbeschule statt.
Der Arbeitsplan sah anfangs gemeinsames figürliches Zeichnen sowie monatliche Zusammenkünfte in der Wohnung eines der Mitglieder vor. Bei den Treffen war es üblich, die neuesten Arbeiten der jeweiligen Künstler zu begutachten und mit beratenden Hinweisen zu belegen.
Franz Vetter (1886-1967) gilt wohl als der bedeutendste Gothaer Maler des 20. Jahrhunderts. Von 1907 bis 1910 studierte er in seiner Geburtsstadt Halle Malerei und Kunstgeschichte, besuchte anschließend die Kunstakademie in Kassel. Vetter arbeitete lebenslang als Maler. Zum Broterwerb übte er bezahlte Tätigkeiten aus, von 1914 bis 1946 als Fachlehrer für Maler an der gewerblichen Berufsschule Gotha, übernahm auch gebrauchsgrafische Aufträge, wie Bilder für Werbekataloge und schrieb 1931 ein Buch über seine Farbauffassung mit dem Titel „Die Farbe“. nach Österreich und Jugoslawien. Seine Werke wurden in München, Dresden, Berlin und in verschiedenen Thüringer Städten ausgestellt. Er hatte sich einen Namen im Lande gemacht, auch wegen der Künstlervereinigung „Die Garbe“, die nicht nur in der Region neue Maßstäbe setzte. Zur Künstlervereinigung „Die Garbe“gehörten der Bildhauer Viktor Embser, die Aquarellistin Feodora Görnandt, die Malerinnen Agnes Lindemann und Erna Vetter, der Maler und Zeichner August Nielsen, die Weberin Lena Paul, der Goldschmied R. W. Scharfe, die Porträtmalerin Lissa Schenk, weiterhin die Maler Fritz Schröner,
Alfred Scotland, Kurt Stadelmann, und die Impressionisten Elisabeth Thienemann und Walter Volkland.
Die Ausstellungshalle im Gothaer Park bot damals die besten Voraussetzungen, die Werke der Künstlergruppe zu präsentieren. In den 1920er- und 1930er-Jahren fanden in dieser Kunsthalle gut besuchte Ausstellungen statt. Meist wurden die Werke im Anschluss daran in Erfurt, Weimar, Arnstadt, Mühlhausen und Nordhausen gezeigt. Um Kosten zu sparen, übernahmen die Künstler selbst den Aufbau und die Beaufsichtigung. „Die Garbe“hatte es dadurch auch zu einer gewissen Popularität gebracht, der Besucherstamm war groß, selbst Schulklassen wurden dadurch an die Kunst herangeführt.
In der Zeit des Nationalsozialismus gelang es den Künstlern ihre „Garbe“zu erhalten und somit eine gewisse Vielfalt der Kunst fortzuführen – abseits von NS-Heldentum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sämtliche Vereine aufgelöst, auch „Die Garbe“. Seit 1946 war Vetter freischaffend tätig und bildete auch in der Baugewerbeschule Malergesellen zu Meistern aus.
Im Jahre 1966, ein Jahr vor seinem Tod, gab es im Gothaer Schlossmuseum eine Sonderausstellung, in der Künstler aus dem Kreis Gotha vorgestellt wurden, ebenso Franz Vetter. Er schrieb auch das Vorwort zu seinem Katalog: So habe sich sein persönliches Schöpfertum in den letzten Jahren mehr auf die Vorgebirgslandschaft des Thüringer Waldes konzentriert. „Meine Arbeitsgebiete sind Landschaft, Bildnis, Blumenstück, aber auch Stätten der Bautätigkeit.“Das Grafische lockte ihn bei verschiedenen Bauabschnitten. In seinen Gemälden strebe er nach Sammlung und Besinnung. Die Lithographien, Holzstiche und Linoldrucke zwangen ihn zum skizzenhaft kraftvollen Gestalten, schrieb er.