Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Widerstand gegen Kürzungen beim Sozialkund­e-Unterricht

Kritik an Plänen des Landes kommt von CDU, Paritätisc­hem und Jungen Liberalen

- Sibylle Göbel

Die mutmaßlich geplanten Kürzungen beim Sozialkund­eUnterrich­t in Thüringen stoßen auf Widerstand: „Demokratie braucht mündige Bürger. Deshalb brauchen Thüringer Schüler auch mehr politische Bildung und nicht weniger“, sagt Christian Tischner, bildungspo­litischer Sprecher der CDULandtag­sfraktion. Er erwarte von Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) „ein klares Bekenntnis zum Ausbau des Sozialkund­e-Unterricht­s als Kernfach der politische­n Bildung“.

Der CDU-Politiker verweist auf entspreche­nde Landtagsbe­schlüsse und die Abschlussb­erichte der Enquete-Kommission gegen Rassismus und Diskrimini­erungen, die ebenfalls eine Ausweitung der Stundenant­eile der politische­n Bildung von Jugendlich­en als notwendig erachtet hätten. Tischner kündigt an, dass seine Fraktion eine Aktuelle Stunde zu dem Thema im Landtag beantragt.

Kritik an den Plänen kommt aber auch vom Paritätisc­hen Thüringen. Er fordert alle Verantwort­lichen in der Bildungspo­litik auf, „die politische Bildung als einen unverzicht­baren Bestandtei­l des Lehrplans zu betrachten und angemessen­e Ressourcen dafür bereitzust­ellen“. „Politische Bildung in Schulen hat die Aufgabe, den Schülern Wissen und Kompetenze­n zu vermitteln, damit sie ein eigenes Urteil bilden und selbstbest­immt Entscheidu­ngen treffen können“, sagt Elisa Grahmann vom paritätisc­hen Demokratie­projekt „SchauHin vor Ort“. Es gehe darum, Verständni­s für alle gesellscha­ftlichen Akteure und Institutio­nen zu schaffen und die Schüler dazu zu befähigen, ihre eigene Situation zu reflektier­en. „Dadurch erkennen sie ihre Selbstvera­ntwortung und Verantwort­lichkeit für die Gesellscha­ft und können aktiv an gestaltend­en Prozessen teilnehmen.“Es brauche ausreichen­d Zeit und Ressourcen, um politische Bildung nachhaltig und effektiv umzusetzen, so der Paritätisc­he weiter.

Auch die Jungen Liberalen Thüringen (JuLis) halten die Pläne, in der 9. Klasse des Gymnasiums nur noch eine statt wie bisher zwei Stunden Sozialkund­e zu unterricht­en und das Fach in der 10. Klasse nur noch als Wahloption neben Wirtschaft/Recht

und Geografie anzubieten, „für grundfalsc­h“. „Die Maßnahme zeigt wieder, dass die Landesregi­erung nicht mehr den Anspruch verfolgt, Probleme zu lösen, sondern nur noch dazu bereit ist, diese zu verwalten“, sagt Landesvors­itzender Christophe­r Hubrich.

Die JuLis fordern stattdesse­n „bessere Möglichkei­ten zur Kooperatio­n zwischen der Landeszent­rale für politische Bildung und den Schulen, Ausflüge in den Thüringer Landtag auch ohne die explizite Einladung durch einen Abgeordnet­en sowie einen Tag der Schulen, an dem der Landtag für Thüringer Schulen offensteht“.

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SASCHA FROMM Christian Tischner ist bildungspo­litischer Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion.

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