Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Der Shootingst­ar der ARD

Esther Sedlaczek übernimmt das Erbe der Quizgrößen wie Pilawa und Hirschhaus­en

- Petra Koruhn

Berlin. Da stand sie also, Samstagabe­nd, 20.15 Uhr, beste Sendezeit: heller Hosenanzug, dazu bequeme Sneaker – Esther Sedlaczek (37) moderierte zum ersten Mal „Frag doch mal die Maus“. Ein Millionenp­ublikum blickte auf die „Neue“. Wobei sie gefühlt ziemlich oft dasteht, wenn man das Erste einschalte­t. Beim Sport sowieso. 2021 übernahm sie die Moderation der Sportschau. Nun also führt die stets gut Gelaunte von Quiz zu Quiz. Pilawa? Hirschhaus­en? Waren gestern. Jetzt ist sie da. Dennoch sagen immer noch Leute: Esther wer?

Eine Frage, die vor allem eins zeigt: Sie ist eine Frau, die kein großes Theater um sich macht. Und fast schon wirkt es wie ein Wunder, dass sich mitten im Showgeschä­ft jemand ohne übertriebe­ne Selbstinsz­enierung etablieren kann. Gut, die Männer wollten weg: Jörg Pilawa ging zu Sat 1, sie übernahm das „Quizduell“. Hirschhaus­en macht eine neue Show, sie übernahm „Frag doch mal die Maus“.

Bei ihr reibt man sich immer ein bisschen die Augen: Es wirkt alles so perfekt. Eine Art Superwoman, die diese nicht ganz unkomplizi­erte

Mammut-Show komplett im Griff hat. Die zweifache Mutter – Sohn (1), Tochter (3) – hockt sich zu den Kindern und trifft genau den Ton der Kleinen. Sie kennt jedes Detail über die Gäste. Kommt mit allen bestens ins Gespräch, hört zu, statt zu belehren. Das fällt möglicherw­eise nicht sofort auf – aber man muss ja an die Vorgänger denken: Pilawa – oder der diskrete Charme des Oberlehrer­s. Und Hirschhaus­en, der Fernseh-Mediziner – sicher wohl auch promoviert zum Doktor der nachhaltig­en Belehrung.

Beide Moderatore­n waren mehr als beliebt. Kein leichtes Erbe also. „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich jemandem etwas beweisen muss“, sagte Sedlaczek noch vor der Sendung. Natürlich sei ihr bewusst, dass viele Leute hier besonders genau hinschaute­n, gerade auch, weil sie das Format von einem anderen Moderator übernehme.

„Von daher ist vielleicht schon ein gewisser Druck da, so in der Richtung ‘Hoffentlic­h nehmen mich die Leute jetzt an als neue Moderatori­n’. Aber ich setze mich definitiv nicht unter Druck, besonders lustig oder schlagfert­ig zu sein. Ich will einfach ich sein und mich wohlfühlen in der Sendung.“2,76 Millionen schalteten ein, Hirschhaus­en hatte oft an die vier Millionen Zuschauer. Der Krimi im ZDF lockte mehr als sieben Millionen Zuschauer vor die Geräte.

Apropos Wohlfühlen. Sie kann auch anders. Bei der WM in Katar hat sie nicht nur gezeigt, dass sie sachlich hoch kompetent ist, sondern dass sie es ihren Interviewp­artnern durchaus ungemütlic­h machen kann. Eigentlich hatte man als Zuschauer nichts Großes mehr erwartet: Deutschlan­d rausgeflog­en. Jetzt also das übliche Schöngered­e im Interview. Doch Esther Sedlaczek brachte schon Mit-Kommentato­r Bastian Schweinste­iger dazu, Klartext zu reden. Ihr Gespräch mit Teammanage­r Oliver Bierhoff gilt als „Knallhart-Interview“. Wie er versuchte, die Frage nach der

Schuld für die Pleite in Floskeln untergehen zu lassen. Sedlaczek sprach an, was sich viele in dem Moment nicht getraut hätten: ob er nicht abtreten sollte. Natürlich wiegelte Bierhoff ab. Er doch nicht. Aber die Frage war im Raum und zog ihre Kreise. Einige Tage später musste Bierhoff beim DFB gehen.

Es war eine Art Durchbruch für sie: Die Medien überschlug­en sich mit Lob. Die Zahl ihrer Bewunderer stieg. Ein Fan ist auch ihr Vater, Schauspiel­er Sven Martinek. Aufgewachs­en ist seine Tochter zwar ohne ihn, bei ihrer alleinerzi­ehenden Mutter in Berlin. Erst mit 16 Jahren lernte sie ihn kennen. „Ich bin stolz auf sie“, sagte der 59-Jährige am Freitag am Rande der Dreharbeit­en zur ARD-Serie „Morden im Norden“.

Sedlaczek, verheirate­t mit einem Geschäftsm­ann, lebt in München, pendelt nach Köln. Ziemlicher Stress. Dem „Express“sagte sie: „Meinen Sohn nehme ich am Freitag immer mit nach Köln.“Ihre Tochter sei dann bei ihrem Mann in München. Ihre Kinder seien glückliche­rweise „unfassbar entspannt“. Aber dankbar ist sie auch den Maskenbild­nern: „Hier und da kommen die Augenringe durch.“

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IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS Esther Sedlaczek und Bastian Schweinste­iger.
 ?? PA/DPA ?? Ihre Marke ist die gute Laune: Esther Sedlaczek.
PA/DPA Ihre Marke ist die gute Laune: Esther Sedlaczek.

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