Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Eine Burg, die einst Raubritter­n als Unterschlu­pf diente

Die Geschichte der Schauenbur­g in Friedrichr­oda reicht bis ins elfte Jahrhunder­t zu den Stammväter­n der Ludowinger zurück

- Franziska Gräfenhan

Friedrichr­oda. Erst diente sie dem Schutz vor Raubritter­n, dann bot sie ihnen Unterschlu­pf. Die wechselhaf­te Geschichte der Schauenbur­g in Friedrichr­oda geht bis ins elfte Jahrhunder­t zurück. Während heute nur wenige Steine vom einstigen Stammsitz der Ludowinger zeugen, rankt um die Burganlage eine Sage, die bis zu den Mönchen des Klosters Reinhardsb­runn reicht.

„Schau, was für eine Burg!“, soll die Gräfin zu ihrem Mann, Ludwig mit dem Barte, beim Anblick der Burg gesagt haben. „Dieser Ausspruch verlieh der Anlage ihren Namen, die zwischen 1040 und 1044 erbaut wurde“, sagt Heimatfors­cher Klaus Henniges zur Schauenbur­g, die mitten im Thüringer Wald liegt. Es ist anzunehmen, dass Ludwig der Springer – der Sohn Ludwig des Bärtigen – von hier aus die Wartburg bei Eisenach baute. Henniges hat sich intensiv mit den historisch­en Handelsweg­en über den Rennsteig befasst. Die Schauenbur­g liegt an einer dieser bedeutsame­n Routen, von der aus die Familie der Ludowinger fahrende Händler beschützt haben soll.

Kaum einhundert Jahre nach Entstehung der Burg, 1114, verkauften die Söhne Ludwig des Springers sie an das Kloster Reinhardsb­runn. „Die Mönche, hoch zufrieden mit dem guten Geschäfte, ließen die Burg zu einem Gutteil abtragen und verwendete­n das Baumateria­l für die Erweiterun­g ihrer Klostergeb­äude“, heißt es im Buch „Die schönsten Sagen aus dem Herzogtum Gotha“von Andreas M. Cramer.

Abt aus Reinhardsb­runnen schickt eigenen Rittertrup­p in die Anlage

Noch einmal einhundert Jahre darauf, 1259, soll der Abt des Klosters, Ludovicus, die Schauenbur­g zum Schutz vor Raubritter­n wiedererri­chtet und besetzt haben. „Denn die wüsten Ritter der nahen Burgen Hermannste­in bei Rödichen und Steinfürst bei Ernstroda zogen häufig auf ihren Raubzügen plündernd und brandschat­zend durch die Dörfer und verschonte­n dabei auch die Klöster nicht“, schreibt Cramer.

Auf der Suche nach Hilfe soll der Abt die Schauenbur­g dem Grafen von Henneberg übertragen haben.

Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit dem Kloster: Denn der auf der Schauenbur­g stationier­te Rittertrup­p wandte sich kurz darauf selbst dem Raubritter­tum zu. So sah sich Ludovicus schließlic­h genötigt, die Gefahr selbst zu beseitigen.

Er stellte einen Zug tüchtiger Ritter zusammen und ließ die Burg 1265 stürmen. Auch wenn der Angriff glückte, wendete sich das Blatt abermals gegen den Abt. So betrachtet­en die siegestrun­kenen Ritter die Burg als ihr Eigentum und verlangten vom Kloster Geld, um sie freizugebe­n. Der Abt kam der Forderung nach, doch ordnete er

nun die „endgültige und gründliche Zerstörung der Schauenbur­g an, sodass heute von dem einst stolzen Bau nur noch wenige kümmerlich­e Reste zu finden sind“, so Cramer.

Diese Reste finden Wanderer auf der Burg, die nur zu Fuß über den Burgweg zu erreichen ist, bis heute vor. Auch wenn die Burg aufgrund von Waldarbeit­en derzeit nicht begehbar

ist, lohnt langfristi­g doch ein Ausflug. So wartet neben malerische­n Landschaft­en auch ein einmaliger Ausblick, der mitunter bis zum Gothaer Friedenste­in reicht.

In der Serie „Sagenhaft“stellen wir Orte der Region vor, um die sich Sagen ranken. Alle Folgen gibt es online unter: tlz.de/sagen

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FRANZISKA GRÄFENHAN (5) Der Schauenbur­gsteich liegt unterhalb der gleichnami­gen Burg. Diese wurde von den Mönchen in Reinhardsb­runn bis auf wenige Steine abgetragen.
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Aufgrund von Waldarbeit­en ist die Schauenbur­g aktuell nicht zu begehen. Auch die Infotafel zur Geschichte fehlt derzeit.
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Neben wenigen Steinen zeugen ein paar Treppenstu­fen von der einstigen Burganlage, die gleich zweimal abgetragen wurde.
 ?? ?? Nur wer gut zu Fuß ist, schafft den relativ steilen Aufstieg zur einstigen Burganlage.
Nur wer gut zu Fuß ist, schafft den relativ steilen Aufstieg zur einstigen Burganlage.
 ?? ?? Weit reicht der Blick von der Burg aus über das Umland.
Weit reicht der Blick von der Burg aus über das Umland.
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Von der Schauenbur­g aus ist die Mariaquell­e leicht zu erreichen.

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