Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Ölkäfer ziehen sich wieder zurück
In ganz Thüringen werden die schimmernden Insekten entdeckt – und sorgen für Aufregung
Daumengroß und schwarzblau glänzend – Ölkäfer sorgen derzeit in ganz Thüringen für große Aufregung. Denn die großen, prinzipiell giftigen Käfer sind ziemlich respekteinflößend, zudem wurden sie häufig auf Spielplätzen entdeckt.
„Kein Wunder“, erklärt Insektenexperte Ronald Bellstedt, Vorsitzender des Thüringer Entomologenverbandes. „Ölkäfer mögen zur Eiablage warmen, lockeren, sandigen Boden – wie beispielsweise auf Spielplätzen, aber auch an Weg- und Feldrändern. Die Larven der Parasiten, die aus vielen tausenden Eiern schlüpfen, krallen sich dann beispielsweise an im gleichen Boden nistenden Sandbienen fest, um in deren Nestern Larven und Honig zu fressen, um zu wachsen.“
Insekt ist gesetzlich geschützt
Zwar seien Ölkäfer heimische Insekten, aber durch mehrere ungewöhnlich warme Jahre habe sich der Käfer viel stärker verbreitet als üblich, so Ballstedt. „Wer einen entdeckt, muss aber nicht gleich den Schädlingsbekämpfer rufen – darf er auch nicht, der Ölkäfer ist gesetzlich geschützt.“
Auch die giftige Wirkung werde meist übertrieben dargestellt. Zwar könne die Flüssigkeit, die der Ölkäfer
aus Selbstschutz absondere, zu Hautreizungen führen – „diese klingen mit kühlendem Wasser aber schnell wieder ab“, beruhigt Bellstedt und empfiehlt Handschuhe, um die Käfer gegebenenfalls einzusammeln und in der Natur auszusetzen. Die schon im Mittelalter bekannte tödliche Wirkung des Giftes entfalte sich dagegen erst beim Verzehr des öligen und übel riechenden Insekts – „was wohl niemand freiwillig macht“, trotz der angeblich aphrodisierenden Folgen.
Verwechslung mit Lederlaufkäfer möglich
Der Ölkäfer kann allerdings leicht mit dem Lederlaufkäfer verwechselt werden, erklärt Bellstedt. Doch dieser sei mattschwarz, der Ölkäfer schwarzblau schimmernd. Doch jedes Insekt habe seine Daseinsberechtigung, keines sollte getötet werden.
Die Zeit der Ölkäfer ginge jetzt eh‘ zu Ende, so Bellstedt. „Spätestens Anfang Juni sterben sie von ganz allein, während in der Erde schon die nächste Generation heranwächst.“