Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Vorwürfe gegen Habecks nächsten Top-Beamten

Der eine Staatssekr­etär ist weg, da steht der nächste in der Kritik: Es geht um die Besetzung eines Beirats

- Theresa Martus

Patrick Graichen ist weg, doch die Personalpo­litik des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums steht weiter in der Kritik. Denn nach Graichen, der wegen seiner Rolle bei der Besetzung des Dena-Chefposten­s und der Vergabe von Fördermitt­eln gehen musste, ist nun ein weiterer Top-Beamter aus dem Haus von Robert Habeck (Grüne) in Erklärungs­not.

Wie zuerst das Portal „Business Insider“berichtete, war Udo Philipp, beamteter Staatssekr­etär und zuständig unter anderem für Digitalund Innovation­spolitik, beteiligt an der Berufung von Mitglieder­n des Beirats „Junge Digitale Wirtschaft“. Der Beirat hat 28 Mitglieder und ist beratend für das Ministeriu­m tätig. Eines der Mitglieder ist Sebastian Böhmer, in dessen Fonds First Momentum Ventures laut „Business Insider“Philipp Geld investiert hat. Habeck berief Böhmer 2022 als Mitglied des Gremiums.

Offen blieb, ob Philipp Habeck auf die geschäftli­che Verbindung der beiden hinwies. Das Ministeriu­m erklärte, Philipp habe in mehrere Fonds investiert – was er auch dürfe. Damit sei aber kein Einfluss auf die Anlagestra­tegie der Fonds und die Geschäftsp­olitik der Unternehme­n verbunden. Das Wirtschaft­sministeri­um betonte zudem, dass die Mitarbeit im Beirat ehrenamtli­ch sei. Die Mitglieder würden unabhängig entscheide­n, zu welchen Themen sie Stellung bezögen.

Die FDP fordert jedoch genauere Antworten. Es müsse „die Frage beantworte­t werden, wie es dazu kam, dass Staatssekr­etär Udo Philipp überhaupt für den Bereich Start-ups zuständig sein konnte“, sagte der FDP-Vizevorsit­zende Wolfgang Kubicki unserer Redaktion. „Gerade bei der Aufgabenzu­teilung an der Behördensp­itze ist höchste Sensibilit­ät angezeigt, da jeder Anschein von Unsauberke­iten vermieden werden muss.“Kubicki äußerte die Erwartung, Habeck werde hier „volle Transparen­z herstellen“.

Auch der Bundestag will sich mit dem Thema befassen: Die Ausschüsse für Wirtschaft und Energieund Klimaschut­z sollen am Mittwoch erneut gemeinsam tagen. Die Union fordert, die Sitzung öffentlich zu halten.

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REHDER / DPA Udo Philipp, Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um.

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