Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Shoppen muss zum Erlebnis werden
IHK legt Konjunkturdaten zum Einzelhandel vor. Aufbruchstimmung in Gotha
Dreimal im Jahr befragt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt rund 700 Unternehmen unterschiedlicher Branchen in Thüringen zur aktuellen Geschäftslage, ihren Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Diesmal stand der Einzelhandel im Fokus der Betrachtungen. Festgestellt wurde, dass die Stimmung im Einzelhandel nach wie vor gedrückt ist. Grund dafür sind die gestiegenen Energiekosten und der Mindestlohn.
Neben den anhaltend hohen Teuerungsraten trifft auch die Kaufzurückhaltung der Kunden nicht nur den stationären Handel, sondern auch den Onlinehandel. Nach Aussage von Cornelia Haase-Lerch, der Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt, spürten drei von vier Einzelhändlern eine deutlich gesunkene Ausgabefreude der Kunden. So vermeldete fast jeder zweite Händler, dass seine Umsätze gesunken seien. Laut statistischem Bundesamt war der Einzelhandelsumsatz im März dieses Jahres um 2,4 Prozent niedriger als im Vormonat. Im Vergleich zum März 2022 verzeichnete der Einzelhandel sogar ein Umsatzminus von 8,6 Prozent.
Trotz dieser Einschnitte seien nach Aussage der IHK-Geschäftsführerin die Unternehmen robust durch die Krisenjahre aufgrund der Corona-Pandemie gekommen. Die zuletzt krisenbedingt zurückhaltende Investitionsbereitschaft trage sich nun mit steigenden Energie-, Material- und Arbeitskosten sowie anhaltender Vorsicht in den Unternehmen fort, so Haase-Lerch.
Auch wenn in manchen Regionen dunkle Wolken aufgezogen sind, gebe es in manchen Städten Lichtblicke, so wie in Gotha. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen und uns mehr verzahnen“, sagt Andreas Dötsch, Vorsitzender des Gewerbevereins. Dötsch, selbst Gewerbetreibender, kann in Sachen Einzelhandel eine Aufbruchstimmung in der Innenstadt erkennen – trotz Preissteigerung bei Mindestlohn und Energie. „Wir müssen uns von den anderen abheben“, so der Vereinschef. Das gehe nur mit neuen Ideen und Konzepten, wie das Erlebniseinkaufen.
Mit neuen Ideen und Konzepten Zielgruppen gewinnen
„Shoppen soll Spaß machen und ein Erlebnis sein. Gemeinsam mit Gastronomie, Dienstleistungen, Kunst und Kultur bieten die Händler der Innenstädte diesen Erlebnisraum“, sagt Anja Wolf, Leiterin des IHK-Regionalbüros in der Residenzstadt. Damit können neue Zielgruppen gewonnen werden, sind sich Andreas Dötsch und Robert Luhn, Geschäftsführer des Kaufhauses Moses einig. Seit dem Umzug Moses in das ehemalige Adler-Kaufhaus am Ekhofplatz bietet Luhn seinen Kunden Erlebniseinkaufen an. „Wir setzen auf Beratung, um die Kunden an uns zu binden“, so Luhn. Dazu gehöre die neu entstandene Whisky-Bar und ein Café, die beide gut angenommen werden. Sorgen bereite ihm nur der Fachkräftemangel. Grund: Haben im letzten Jahr sechs Auszubildende bei Moses angefragt, hat sich in diesem Jahr noch keiner gemeldet.
Andreas Dötsch und Robert Luhn sind sich sicher, um Fachkräfte zu finden, muss man attraktiv sein und seinen Angestellten etwas bieten – von den Kunden abgesehen. Schließlich liege darin auch die Zukunft des stationären Handels und der Innenstädte, betont die Leiterin des IHK-Regionalbüros.