Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Tolle Klumpen aus dem Meer
Manganknollen liefern wertvolles Material für den Bau von Smartphones und Windrädern
Wer den Schatz holen möchte, muss tauchen. Tief tauchen! Dann kann man am Meeresboden spezielle Knollen finden. Die sehen unscheinbar aus, haben es aber in sich.
„Manganknollen sind schwarze Klumpen, die mal so groß wie eine Kartoffel, mal so groß wie ein Blumenkohl sind“, erklärt der Geowissenschaftler Christian Müller. Allerdings sind die Knollen nicht zum Essen. Mangan ist ein Metall. Wobei die Knollen noch viel mehr Metalle als Mangan enthalten, erklärt der Wissenschaftler. „Über Jahrmillionen haben sie sich auf dem Meeresboden gebildet.“
Sie könnten deshalb so wichtig werden, weil wir immer mehr metallische Rohstoffe für Geräte wie Computer, Smartphones und Batterien für Elektroautos benötigen.
Bisher werden sie vor allem aus Gesteinsschichten tief in der Erde herausgeholt. Jedoch gibt es sie nicht überall und massenhaft. Deshalb möchten manche solche wertvollen Stoffe in der Zukunft auch am Meeresboden abbauen. Doch das bringt Probleme mit sich.
Zunächst wissen wir nicht wirklich, wie sehr wir der Umwelt durch den Bergbau in der Tiefe schaden. „Das Leben geht dort sehr langsam voran, das Nahrungsangebot ist gering“, erklärt der Experte. Wirbelt man dort den Boden auf, werden die Lebewesen gestört. Man weiß noch nicht ganz genau, wie wichtig die Knollen für diesen empfindlichen Lebensraum sind.
Außerdem ist unklar: Wer darf die Manganknollen eigentlich ernten? „Die Tiefsee ist keinen nationalen Hoheitsgebieten zugeordnet“, sagt Christian Müller. Die Gebiete gehö- ren also keinem bestimmten Land. Sie gelten stattdessen als Erbe der Menschheit und werden von einer Meeresboden-Behörde verwaltet. Dort kann man eine Erlaubnis ein- holen, den Meeresboden zu untersuchen. Untersuchen heißt aber nicht, dass man die Knollen sam- meln und mitnehmen darf.
„Zudem bedeutet der Abbau der Knollen eine große technische He- rausforderung“, erklärt der Fachmann. „Dort unten in vier bis sechs Kilometer Tiefe herrschen totale Dunkelheit und ein unheimlich ho- her Druck der Wassermassen.“Nur sehr stabil gebaute Maschinen könnten diesem Druck standhal- ten.
Diese Geräte würden den Meeresboden abfahren und die Knollen sammeln wie eine Erntemaschine auf dem Acker. Über einen langen Schlauch würden die Knollen hinauf an die Meeresoberfläche in ein Transportschiff gepumpt.
In den vergangenen Jahren haben es einige Firmen geschafft, solche Tiefsee-Geräte zu bauen. Nun warten sie auf die Erlaubnis, die Manganknollen auch sammeln zu dür- fen.