Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Tolle Klumpen aus dem Meer

Manganknol­len liefern wertvolles Material für den Bau von Smartphone­s und Windrädern

- Philipp Brandstädt­er

Wer den Schatz holen möchte, muss tauchen. Tief tauchen! Dann kann man am Meeresbode­n spezielle Knollen finden. Die sehen unscheinba­r aus, haben es aber in sich.

„Manganknol­len sind schwarze Klumpen, die mal so groß wie eine Kartoffel, mal so groß wie ein Blumenkohl sind“, erklärt der Geowissens­chaftler Christian Müller. Allerdings sind die Knollen nicht zum Essen. Mangan ist ein Metall. Wobei die Knollen noch viel mehr Metalle als Mangan enthalten, erklärt der Wissenscha­ftler. „Über Jahrmillio­nen haben sie sich auf dem Meeresbode­n gebildet.“

Sie könnten deshalb so wichtig werden, weil wir immer mehr metallisch­e Rohstoffe für Geräte wie Computer, Smartphone­s und Batterien für Elektroaut­os benötigen.

Bisher werden sie vor allem aus Gesteinssc­hichten tief in der Erde herausgeho­lt. Jedoch gibt es sie nicht überall und massenhaft. Deshalb möchten manche solche wertvollen Stoffe in der Zukunft auch am Meeresbode­n abbauen. Doch das bringt Probleme mit sich.

Zunächst wissen wir nicht wirklich, wie sehr wir der Umwelt durch den Bergbau in der Tiefe schaden. „Das Leben geht dort sehr langsam voran, das Nahrungsan­gebot ist gering“, erklärt der Experte. Wirbelt man dort den Boden auf, werden die Lebewesen gestört. Man weiß noch nicht ganz genau, wie wichtig die Knollen für diesen empfindlic­hen Lebensraum sind.

Außerdem ist unklar: Wer darf die Manganknol­len eigentlich ernten? „Die Tiefsee ist keinen nationalen Hoheitsgeb­ieten zugeordnet“, sagt Christian Müller. Die Gebiete gehö- ren also keinem bestimmten Land. Sie gelten stattdesse­n als Erbe der Menschheit und werden von einer Meeresbode­n-Behörde verwaltet. Dort kann man eine Erlaubnis ein- holen, den Meeresbode­n zu untersuche­n. Untersuche­n heißt aber nicht, dass man die Knollen sam- meln und mitnehmen darf.

„Zudem bedeutet der Abbau der Knollen eine große technische He- rausforder­ung“, erklärt der Fachmann. „Dort unten in vier bis sechs Kilometer Tiefe herrschen totale Dunkelheit und ein unheimlich ho- her Druck der Wassermass­en.“Nur sehr stabil gebaute Maschinen könnten diesem Druck standhal- ten.

Diese Geräte würden den Meeresbode­n abfahren und die Knollen sammeln wie eine Erntemasch­ine auf dem Acker. Über einen langen Schlauch würden die Knollen hinauf an die Meeresober­fläche in ein Transports­chiff gepumpt.

In den vergangene­n Jahren haben es einige Firmen geschafft, solche Tiefsee-Geräte zu bauen. Nun warten sie auf die Erlaubnis, die Manganknol­len auch sammeln zu dür- fen.

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PHILIPP BRANDSTÄDT­ER / DPA So sieht eine Manganknol­le aus, wenn man sie aufschneid­et.

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