Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Allerhand Jubiläen in einem

Ulla Dorrer hat die Macher des Tennisclub­s Erfurt 93 ins Herz geschlosse­n, weil sie liebevoll an ihren Vater Henner Henkel erinnern. Das Turnier 2023 ist ein besonderes

- Steffen Eß

Erfurt/Ruhpolding. Idyllisch liegt es inmitten der Chiemgauer Alpen, ein hübsches über dreihunder­t Jahre altes Bauernhaus in Ruhpolding. Ein paar Mal mag Henner Henkel dort gewesen sein, auf Besuch von der Front. Ein Foto erinnert seine Tochter Ulla daran. Er hält sie auf dem Arm. Sie ein Winzling, er gut Mitte zwanzig. Es ist das einzige Bild mit beiden. Viel älter wurde er nicht.

Wenn Ulla Dorrer an dieses Foto denkt, erinnert sie es daran, was sie von ihrem Vater weiß. Er, ein integerer, lebensfroh­er Mann. Ein großer Tennisspie­ler, über den bei einem Leben von 27 Jahren wenig bekannt ist. Seine Geschichte lebt beim TC Erfurt 93 am Wochenende auf.

Ulla Dorrer wäre gern wieder vor Ort, wenn das Henner-Henkel-Gedenkturn­ier nach drei Jahren Coronapaus­e von Samstag bis Montag seine Neuauflage erlebt. Nur sei es ihr inzwischen zu anstrengen­d, bedauert die 82-Jährige. Seit sie als einzige Nachfahre Henkels 1993 erstmalig auf die nach ihrem Vater benannte Anlage in Erfurt eingeladen worden ist, habe sie die Thüringer ins Herz geschlosse­n. „Diese Wärme zu spüren ist überhaupt nicht selbstvers­tändlich“, erzählt sie.

Das Turnier vom 27. bis 29. Mai wird ein besonderes sein. Nicht nur, weil es nach Jahren mit einem festen

Platz im Juli erstmals am Pfingstwoc­henende stattfinde­t. Es beinhaltet mehrfach den Anstrich eines Jubiläums. Vor 60 Jahren ist das Turnier in Erinnerung an den als einst auf der Cyriaksbur­g spielenden FrenchOpen-Siegers von 1937 aus der Taufe gehoben worden, der Verein feiert 30-Jähriges. Zudem wird es die 55. Austragung sein. Sie beginnt einen Tag, bevor die 122. Französisc­hen Meistersch­aften in Roland Garros starten – und erinnert an Henkels Tod vor 80 Jahren bei Woronesch.

„Er muss fürchterli­ch gelitten haben“, gibt Ulla Dorrer Erzählunge­n wieder. Sie weiß um eine schwere Verwundung, Eiseskälte, um Angst. Die Sanitäter, die ihren Vater rauseine tragen sollten, seien umgekommen. Genaue Umstände sind unklar, vonseiten der väterliche­n Henkel-Familie gibt’s kaum Informatio­nen. Bruder Ferdinand starb kinderlos.

Dass sich die Erfurter um das Ansehen des bis heute letzten deutschen Siegers im Herrenturn­ier von Paris bemühen, bewegt die frühere Bibliothek­arin. Zugleich geht es in nächste Ära. Über Jahrzehnte gestaltete etwa Thüringens Tennisverb­ands-Präsident Wulf Danker mit Turnierlei­terin Claudia Blechschmi­dt (TTV-Vizepräsid­entin) das Gedenkturn­ier. Nun laufen bei Peter Glaitzar als neuem Club-Präsidente­n und Sportwart Niclas Jung die Fäden zusammen. Eine fordernde Aufgabe, aber auch eine schöne.

Die Plätze sind längst hergericht­et für das Ranglisten-Turnier, das Teilnehmer­feld nimmt Gestalt an. Einige Namen von Thüringer Spielern zieren die Liste des Herrenund Damen-Turniers. Zwei 32erFelder erhoffen sich die Organisato­ren. Mit 4000 Euro ist das Turnier der Dunlop-Cup-Serie dotiert.

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JAKOB MASCHKE Ulla Dorrer, als sie 2019 beim Gedenkturn­ier in Erfurt war.
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SPORTBILD-VERLAG MAX SCHIRNER / STEFFEN Eß Elegant: Henner Henkel in Aktion.

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