Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Kunst mit künstlicher Intelligenz erschaffen
Zu den Schlössertagen öffnen drei Dornburger Ausstellungen. 15 Residenzen thüringenweit beteiligt
Der Erfurter Künstler Johannes Kaiser hat mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) „QuasiFotografien“geschaffen. Sie zeigen Rosen umrankte Porzellanfiguren und Frauenporträts – allesamt digitale Geschöpfe, die in ihrer verspielten Puppenhaftigkeit eine Brücke zu den Porzellanskulpturen des Rokokos schlagen.
Zu sehen sind Kaisers KI-Arbeiten in der neuen Ausstellung des Verbandes Bildender Künstler Thüringen auf den Dornburger Schlössern mit dem Titel „Aufgespürt! Dornburg neu gesehen“. Innerhalb der Thüringer Schlössertage am Pfingstwochenende eröffnen dort sogar noch zwei weitere Sonderschauen: Der Fotoklub Unifok Jena fängt in „Die Saale von der Quelle bis zur Mündung“faszinierende Sichten auf Thüringens längsten Fluss ein. Außerdem ist dem 91-jährigem Regionalkünstler und einstigen Biologen Lothar Lepper eine Ausstellung gewidmet.
Schlössertage mit Ausstellungen, Führungen, Theater, Konzerten
Insgesamt laden von Samstag bis Montag, dem 27. bis 29. Mai, 15 ehemalige Residenzen zu den thüringenweiten Schlössertagen ein. Unter dem Motto „Aufgespürt! Fürstliche Jagdlust und höfisches Vergnügen“werden Sonderführungen, Ausstellungen, Theater, Konzerte, Gespräche und Mitmachaktionen geboten.
Die Ausstellung des Verbandes Bildender Künstler präsentiert hauptsächlich im Dornburger Renaissanceschloss Arbeiten von 20 Kunstschaffenden – Malerei wie Fotoarbeiten, textile wie digitale Werke, Installationen wie Performance-Kunst. Ein Teil greife das Schlössertage-Thema Jagd auf; ein Teil entwickle neue Sichtweisen auf den Ausstellungsort, die Dornburger Schlösser, sagt Kuratorin Nadine Rall.
Die Erfurterin Gudrun Wiesmann beispielsweise stellt ihre Assemblage „Rotfuchs trägt Goldschmuck“aus. Ein über einen Spiegel gelegter Fuchspelz wärmte einst den Hals einer älteren Dame. In Dornburg ist er nicht mehr Trophäe, sondern selbst Akteur.
Der Erfurter Johannes Gräbner zeigt zwei Gemälde aus seiner kleinen Werkreihe „Zweige“. Schlank und teils mit Flechten bewachsen, erinnern sie in ihrer Form an Geweihe. Tausende Äste hat er für die Reihe in Augenschein genommen, doch nur ganz wenige besitzen jene vom Künstler gesuchte Spannung und Eleganz.
Pflanzen entdeckt und künstlerisch gearbeitet
Den Grafiken und Skulpturen von Lothar Lepper aus Camburg wird man unterdessen in der Mansarde des Dornburger Rokokoschlosses begegnen. Der einstige Kustos des Botanischen Gartens Jena nahm im Zeitraum von 1975 bis 1996 an diversen Expeditionen zur Erforschung der kubanischen Flora teil und entdeckte zahlreiche Pflanzensippen.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit widmete er sich immer wieder der Kunst. Die Ausstellung zeigt Werke aus Gips, Metall und Holz sowie jüngste grafische Arbeiten, etwa Radierungen und Linolschnitte von Schlössern und Burgen. Um die Doppelstadt Dornburg-Camburg auch kulturell weiter zusammen wachsen zu lassen, sei diese Ausstellung als Doppelschau angelegt, sagt Schlosskurator Christian Hill. Der zweite Teil ist im Stadtmuseum Camburg zu sehen.
Im Untergeschoss des Rokokoschlosses präsentiert zudem der Verein Unifok Jena gemeinsam mit dem Verein Dornburger Impressionen stimmungsvolle Saale-Fotografien. Die Quelle im bayerischen Fichtelgebirge ist ebenso zu entdecken wie imposante Stauseen, Wehre und Brücken. Auch diese Ausstellung ist zweigeteilt. Part zwei ist in der Dornburger Kirche zu besichtigen.
Darüber hinaus blickt Schlosskurator Christian Hill in seinem EinPersonen-Lustspiel „Auf der Jagd nach Liebe“am Pfingstsonntag, ab 19 Uhr, im Dornburger Rokokoschloss in die Schlafzimmer der Jenaer Romantiker und Weimarer Klassiker.