Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Hilfe im Papierkrieg
Modellversuch testet Verwaltungshilfe für Schulen, Lehrervertreter sprechen von Aktionismus
Das Bildungsministerium will im Sommer eine erste Bilanz des Modellprojekts zum Einsatz von Schulverwaltungsassistenten ziehen. Der Testlauf im Kyffhäuserkreis und im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wurde Ende vergangenen Jahres zwischen den Landrätinnen und Bildungsminister Helmut Holter (Linke) besiegelt, seit April sind alle dafür ausgeschriebenen und vom Land geförderten zehn Stellen besetzt, wie das Bildungsministerium mitteilt.
Die Verwaltungsexperten sind bei den Landkreisen angestellt und sollen Lehrer und Schulleitungen von bürokratischen Arbeiten entlasten, damit sie mehr Zeit für ihre Kernaufgabe haben. Jeweils fünf Verwaltungsexperten pro Landkreis übernehmen die Betreuung mehrerer Schulen, unterschiedliche Modelle sollen optimale Strukturen herausfiltern. So sind für die acht beteiligten Schulen in Sondershausen jeweils eine Fachkraft beim Landratsamt und eine zweite im Berufsschulzentrum angedockt. Insgesamt sind über alle Schularten hinweg imKyffhäuserkreis 25 und im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 18 Schulen beteiligt.
Silke Hartkopf, Schulleiterin der Gemeinschaftsschule „Johann Gottfried Borlach“in Artern, wo seit April eine Assistenz ihrer und fünf weiteren Schulen viel Papierarbeit abnimmt, ist schon nach wenigen Wochen Testlauf überzeugt. Die Verwaltungshilfe habe sich zum Beispiel um die Mittel aus dem Corona-Aufholprogramm gekümmert, die die Schule in Anspruch nahm. Vorgänge, die Lehrervertreter als viel zu aufwendig für die ohnehin überlasteten Schulleitungen kritisierten. Ein Grund auch, warum sie so zögerlich abgerufen wurden. Dass die Fachfrau in verwaltungstechnischen Fragen versiert ist, sei besonders hilfreich, resümiert die
Schulleiterin. Das gilt auch für Klassenfahrten, deren Vorbereitung und Abrechnung jedes Mal ein Riesenaufwand für die Lehrer sei. „Ich wünschte, jede Schüle hätte dauerhaft eine Verwaltungshilfe.“Das Modellprojekt soll bis Ende 2025 laufen. Ziel sei es, möglichst schnell in ganz Thüringen weitere Stellen zu schaffen, teilt das Bildungsministerium mit. Lehrervertretern, die solche Verwaltungshilfe seit Langem einfordern, geht das alles zu langsam. „Eines punktuellen Versuchsprojektes hätte es da nicht bedurft, denn der Bedarf steht doch außer Frage“, kritisiert der kommissarische Landesvorsitzende des Thüringer Lehrerverbandes (tlv) Frank Fritze. Man habe sich ein schnelleres und von Beginn an flächendeckendes Handeln gewünscht. Das Modellprojekt nennt er „puren Aktionismus“.
Spannend werde die Frage, wie ein Erfolg evaluiert werde und was dann passiert. Die Forderung des tlv ist klar: Eine Verwaltungsassistenz mit voller Stelle für jede Schule. Und eine Entschlackung der Antragsverfahren für Klassenfahrten und das Abrufen von Mitteln.
Eines punktuellen Versuchsprojektes hätte es nicht bedurft, denn der Bedarf steht doch
außer Frage.
Frank Fritze, kommissarischer Vorsitzender des Thüringer
Lehrerverbandes