Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Bielefelds Klos: „Das ist keine Mannschaft“
Zur sportlichen Blamage im Relegationshinspiel in Wiesbaden passt das unwürdige Verhalten der Anhänger
Mit Tränen in den Augen wünschte sich Arminia Bielefelds Vereinsikone Fabian Klos ganz weit weg vom Ort der doppelten Schande für seinen Club. „Mein Sohn hat zu Hause seinen ersten Geburtstag gefeiert“, sagte Klos mit brechender Stimme nach dem von schweren Fan-Krawallen überschatteten 0:4-Desaster der Ostwestfalen im ersten Relegationsspiel bei Drittligist Wehen Wiesbaden: „Und dafür habe ich das verpasst.“
Mit seinem Filius Marlo hätte er mit Sicherheit mehr Freude gehabt als in Wiesbaden. Ohne einen Funken Hoffnung („Das Ding ist durch“) zerlegte der seit 2011 für die Arminia spielende Stürmer sein ent
Team vor dem Rückspiel am Dienstag. Immerhin war es Klos und seiner Ansprache an die wütenden Fans zu verdanken, dass die Partie nach 20-minütiger Unterbrechung nicht beendet wurde.
„Ich kann nicht sagen, was ich denke, weil ich Kapitän der Mannschaft bin, aber das ist keine Mannschaft“, sagte Klos später am Mikrofon: „Ich kann mich nicht vor diese sogenannte Mannschaft stellen, man muss diesem Team zu Recht den Charakter absprechen.“
So desolat war Bielefelds Minusleistung nur fünf Tage nach dem 0:4 im letzten Ligaspiel in Magdeburg, dass Klos nach den Gegentreffern von Prtajin (6.), Wurtz (50.), Hollerbach (60.) und Iredale (82.) fast Verständnis für die Anhänger und den Abschuss von Raketen und Böllern aufbrachte: „Soll ich sauer auf die Fans sein? Sie reagieren nur auf das, was wir auf dem Platz zeigen.“
Auch nach Ansicht seines Trainers Uwe Koschinat „haben wir die Ursache für die Krawalle gegeben. Die Menschen haben keine Toletäuschendes ranzgrenze mehr, das zu ertragen, was wir bringen“. Unabhängig von „inakzeptablen Grenzüberschreitungen“, wie die Arminia am Tag danach das im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährliche Verhalten ihrer Fans umschrieb, bezeichnete der Coach die fahrlässig verspielte Chance auf den Ligaerhalt desillusioniert als „Bankrotterklärung“.
Für Klos schließt sich nach „Blut, Tränen, Schweiß und Knochenbrüchen“ein Kreis: „Ich bin wieder da, wo ich vor zwölf Jahren angefangen habe – nur ist die Stimmung noch beschissener als damals.“
Rückspiel: Bielefeld – Wehen Wiesbaden, Dienstag, 20.45 Uhr (Sky/Sat.1).