Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Ein Liedermach­er-Duo sagt seinen Freunden Tschüss

Maik und Silvia Göpel geben ihr definitiv letztes öffentlich­es Konzert im voll besetzten historisch­en Saal des Tivoli

- Dieter Albrecht

„Gundi, zu deiner Beerdigung konnte ich heute nicht kommen ...“– Als die wohlbekann­te Stimme ertönt und das Akkordeon gewisserma­ßen die Komplement­ärfarben zu Maik Göpels Gitarre liefert, herrscht eine ambivalent­e Stimmung im „Tivoli“-Saal: Die Zuhörer freuen sich, dem Liedermach­er und seiner Frau Silvia wieder einmal zuhören zu dürfen, doch im Untergrund wabert die Melancholi­e: Es ist definitiv das letzte Konzert, das die beiden geben.

„Ich bin jetzt 60 und möchte nicht erst aufhören, wenn die anderen merken, dass ich künstleris­ch nicht mehr auf der Höhe bin“, erklärt der Barde aus Friedrichr­oda, den anfangs kaum einer kannte und der vor gut einem Jahrzehnt mit 16 Konzerten an der Westküste der USA die Herzen der Schulkinde­r in deutsch besiedelte­n Gebieten höher schlagen ließ.

Obwohl, wie „Liedermaik“offen bekennt, „seit Jahren von Tisch und Bett getrennt“, geben die beiden ein absolut harmonisch­es Duo ab. Das Akkordeon liefert nicht nur die einfühlsam­e Begleitung, sondern konfrontie­rt die Melodien und intelligen­ten, humorvoll mit der Sprache spielenden Texte mit eigenständ­igen klingenden Kommentare­n. „Machen Sie sich keine Sorgen“, versichert Silvia Göpel, „wir sind beide glücklich.“Und „Liedermaik“stimmt heftig zu. Da fällt einem doch gleich das sprichwört­liche „Pfeifen im finsteren Wald“ein.

Wohl nicht zufällig folgt ein altes deutsches Volkslied: „In einem kühlen Grunde“. Warum springt die Dur-Melodie plötzlich ins düstere Moll? Darüber können die Zuhörer, wenn sie mögen, nachsinnen, denn nun ist erst mal Konzertpau­se.

Illusion und Wirklichke­it im Auf und Ab des Lebens

Danach führt Maik Göpel seine Hörer in gekonntem Plauderton weiter von Lied zu Lied, stupst mit seiner Kunst das Nachdenken übers eigene Leben an – und stellt die Illusion vom eigenen Gutsein in Frage. Etwa mit dem Lied vom „Schneckenf­reund“, der, wenn es um den eigenen Garten geht, plötzlich zu deren unerbittli­chem Feind wird.

Am Ende spenden die Zuhörer kräftig Beifall. Die Göpels bedanken sich mit zwei weiteren Liedern, das letzte stammt von Reinhard Mey: „Das wahre Leben“. Und es endet ganz einfach mit „Tschüss“. Was soll man auch sonst sagen?

Ein wenig verstört geht mancher nach dem Konzert nach Hause, denn zweifellos wird die Bilanz unseres Lebens gemischt ausfallen. Aber man muss das Beste versuchen. Wie Silvia und Maik Göpel.

 ?? DIETER ALBRECHT ?? Im Saal des „Tivoli“gab der Liedermach­er Maik Göpel gemeinsam mit Silvia Göpel, die ihn auf dem Akkordeon begleitete, das ultimative Abschiedsk­onzert.
DIETER ALBRECHT Im Saal des „Tivoli“gab der Liedermach­er Maik Göpel gemeinsam mit Silvia Göpel, die ihn auf dem Akkordeon begleitete, das ultimative Abschiedsk­onzert.

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