Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Drei junge Alpakas finden in Kahlenberg ein neues Zuhause
Wohngruppe „Sonnenhof“der Diakonie Gotha investiert in tiergestützte Arbeit mit den Kindern
Wutha-Farnroda. Als sich die Klappe des Anhängers am Freitagvormittag öffnete und Alma, Pako und Flora mit beherzten Sprüngen ins saftige Gras hüpften, zeigte sich auf allen Gesichtern umgehend freudiges Strahlen, mit denen trotz prasselnder Regenschauer einige junge Bewohner sowie zahlreiche Mitarbeiter die drei Alpakas auf dem Außengelände der Kinderwohngruppe „Sonnenhof“der Diakonie Gotha begrüßten.
Bereits nach wenigen Minuten der Orientierung fühlte sich das Trio auf der 2500 Quadratmeter großen Koppel im Ortsteil Kahlenberg der Gemeinde Wutha-Farnroda wohl, war zutraulich und begann vergnügt auf der reichlich gedeckten Wiese mit dem zweiten Frühstück.
Bereits im Oktober vorigen Jahres starteten die Vorbereitungen für die Ankunft der flauschigen Gesellen. „Ich habe den Zaun und die Hütte gebaut und an den Lehrgängen für die Alpaka-Tierhaltung teilgenommen“, erzählte der Haustechniker des „Sonnenhofs“, Bodo Schwich. Der gelernte Tischler ließ mit viel Liebe zum Detail für die Tiere einen komfortablen Unterschlupf entstehen.
Unterstützung durch Stiftung und Jugendamt
„Es sind keine Kuscheltiere – unsere Kinder sind in ihrem Alltag mit eingebunden und werden die Tiere auch füttern“erzählte Anna Marie El Antaki, die über die tiergestützte Arbeit mit den Kindern von einem spannenden Projekt sprach. Die Pädagogin, die ebenfalls mit ihrer Kollegin Nina Marie Mattusch Lehrgänge der Witzlebener Tierfarm von Seniorchef Dieter Könitzer besuchte, betonte, dass gegenseitiges Vertrauen im Vordergrund steht.
„Die Kinder können schnell frustriert sein, sollen lernen, mit Situationen in ihrem Umfeld umzugehen, wie Distanz halten, Stress regulieren und mit gesammelten Erfahrungen ihren Alltag gestalten“, erzählte sie.
Die Anschaffung der drei knapp ein Jahr alten Alpakas, die Vorbereitungen auf dem Sonnenhof-Gelände sowie die Lehrgänge zur artgerechten Tierhaltung und zum Tier
schutz unterstützte die Ikea-Stiftung mit 15.000 Euro. „Die laufenden Kosten für Futter und Stroh bestreiten
wir mit dem Kostensatz des Jugendamtes“, erklärte Lisa Dittrich, Bereichsleiterin des Diakonie-Standorts
in Kahlenberg. Neben den drei neuen Bewohnern leben bereits fünf Kaninchen und
fünf Hühner auf dem Gelände der beiden Wohngruppen mit derzeit neun Heranwachsenden im Alter von fünf bis zehn Jahren. „Die Kaninchen werden von unseren Kindern gefüttert, und zwei Kinder flitzen gleich nach dem Aufstehen am Morgen in den Hühnerstall und schauen nach Eiern“, erzählte Anna Marie El Antaki.
Im Konzept der tiergestützten Wohngruppen stehen weitere Tiere. „Wir werden erst einmal schauen, wie der Arbeitsumfang mit den Alpakas ist, denn die Kinder haben oberste Priorität“, fuhr sie fort.
Mit dem Anbau von Obst und Gemüse auf dem insgesamt ein Hektar großen Außengelände möchten die Erzieher des „Sonnenhofs“die Kinder ebenfalls für ihre Zukunft wappnen. Die Hochbeete sind bereits mit Erdbeeren und Zwiebeln bepflanzt, und ein Kartoffelfeld wird demnächst angelegt, Beerensträucher sowie Obstbäume gibt es auch, und das Gewächshaus wird wieder fit gemacht. „Natürlich klassisch für Tomaten, Gurken und Salat“, betonte Lisa Dittrich.