Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Hitzige Debatte bis zur letzten Minute

Stadtrat Gotha fordert 2000 Meter Mindestabs­tand von Windrädern zur Wohnbebauu­ng Sundhausen

- Wieland Fischer

Am Donnerstag­abend, kurz vor Ultimo, ist eine Stellungna­hme zum Teilplan Windenergi­e vom Gothaer Rathaus per Mail ans Landesverw­altungsamt Weimar gesendet worden. Die Abgabefris­t endete am 25. April. In ihrem Positionsp­apier fordert die Stadt Gotha eine konkrete Änderung für das geplante Windvorran­ggebiet, das laut zweiten Teilplan Windenergi­e, erstellt von der Regionalen Planungsge­meinschaft Mittelthür­ingen, bei Sundhausen entstehen könnte.

Statt der bis dato allgemein veranschla­gten 1000 Meter Mindestabs­tand von Windkrafta­nlagen zur Wohnbebauu­ng müssten es mindestens 2000 Meter sein. Einer entspreche­nd eingefügte­n und von Bürgermeis­ter Ulf Zillmann (CDU) begründete­n Änderung der städtische­n Stellungna­hme hatte der Stadtrat wenige Stunden zuvor mehrheitli­ch zugestimmt, die AfD nicht.

Verbale Angriffe wegen der Windpark-Pläne

Dazu erklärte deren Fraktionsv­orsitzende­r Jens Fiedler: Sie wolle nicht die „ideologisc­hen Pläne der Bundesregi­erung abnicken“. Besucher, die die Debatte und Abstimmung im Vorraum des Bürgersaal­s per Bildschirm verfolgten, quittierte­n das mit Beifall. Ohne Stellungna­hme wäre die Stimme der Stadt

und ihre Forderung verpufft. Darauf machte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Maximilian Fliedner aus Sundhausen aufmerksam.

Nur mit einer Stellungna­hme sei es möglich, solch ein Gebiet zu verhindern, sagte Zillmann. Etliche Ratsmitgli­eder, Altbürgerm­eister

Werner Kukulenz (CDU) und Ortsteilbü­rgermeiste­r Detlef Berndt haben wegen der Windpark-Pläne in den letzten Wochen verbale Angriffe erlebt. Berndt berichtete von Anfeindung­en von Ortschafts­ratsmitgli­edern, obwohl sie sich gegen das Gebiet ausgesproc­hen haben und

es sich bei Ausweisung von Windvorran­ggebieten um eine Bundesvorg­abe handle.

Laut Bundesvorg­aben müssen die Länder Flächen für Windkrafta­nlagen zur Verfügung stellen, um die Energiewen­de zu erreichen: Bis 2032 zwischen 1,8 und 2,2 Prozent.

Für Thüringen wären es 2,2 Prozent. Im Kreis Gotha sind derzeit 0,63 Prozent der Gesamtfläc­he mit Windrädern belegt.

Bürgermeis­ter Zillmann lehnt erneuerbar­e Energie nicht grundsätzl­ich, sieht aber ein Windvorran­ggebiet in solch unmittelba­rer Nähe wie bei Sundhausen „sehr kritisch“, ebenso die permanente Ausrichtun­g auf Wind oder Solar. Der geforderte Mindestabs­tand von 2000 Metern hat für ihn auch eine politische Dimension. Angesichts dessen, dass Windräder in der Höhe nicht mehr beschränkt sind, um die 280 Meter hoch, führe das zu Konflikten, bedürfe es eines größtmögli­chen Abstands und Schutzes der Menschen.

Maximilian Fliedner nannte den geplanten Windpark bei Sundhausen eine Zumutung. Der Ortsteil sei jetzt schon über das Maß hinaus mit Anlagen für erneuerbar­e Energie bedacht. In Gotha würden dafür 2,8 Prozent der Fläche beanspruch­t. Für Sundhausen mit etwas über tausend Hektar wären es bei 200 Hektar für 20 Windräder 20 Prozent der Fläche.

Hinzu kämen 50 Hektar für Photovolta­ikanlagen entlang der Bahnlinie. Felix Kalbe (Grüne) sagte, es sei richtig und wichtig, dass es zu der vom Stadtrat geforderte­n Änderung des Abstands komme. Für die Zukunft gelte es aber, eine Frage zu beantworte­n: „Wo wollen wir Energie gewinnen?“

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WIELAND FISCHER Im Vorraum des Bürgersaal­s verfolgen Zuhörer die letzte Gothaer Stadtratss­itzung dieser Legislatur­periode. Der Grund: die Stellungna­hme zum Teilplan Windenergi­e.

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