Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Als Landrat unwählbar

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Berechtigt­erweise erreichte mich reichlich Kritik nach meinem Porträt des Landratska­ndidaten der AfD, Stephan Steinbrück. Leser, die Grünen, Die Linke und später der Gewerbever­ein Gotha wiesen darauf hin, dass er der Stadtrat mit der geringsten Anwesenhei­t in dieser Legislatur ist.

Daher habe ich mal die Stadt um eine Statistik gebeten. In der Zwischenze­it habe ich in die Sitzungspr­otokolle ab 2019 geschaut. Mein Fazit: Als Landrat ist Steinbrück unwählbar.

Meiner Zählung nach war er nur zu 15 von 39 Sitzungen anwesend. Seit April 2023 war er bei keiner Abstimmung. Beim Podium am Mittwoch begründet Steinbrück das mit Arbeit, Familie und Langzeitkr­ankheit. 2022 war er bei zwei von acht Sitzungen, 2021 bei drei von acht.

Im Kreistag das gleiche Spiel: Steinbrück kommt auf 14 von 30 Sitzungen. Im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport war er bei neun von 26 Terminen anwesend. Es gibt sicher triftige Gründe für Abwesenhei­t – vor allem welche, die schwer zu überprüfen sind.

Manchmal kommt es darauf an, was nicht gesagt wird. Beim PorträtTer­min erwähnte Steinbrück mit keinem Wort eine Langzeiter­krankung, kein Wort von vermehrter Abwesenhei­t in Gremien. Kann man alles zu Hause nacharbeit­en, kann man aber auch mal ansprechen.

Für mich braucht es nicht unbedingt viel Verwaltung­serfahrung; Engagement kann einiges wettmachen. Doch von einem Landratska­ndidaten erwarte ich, dass er sich ordentlich einbringt – insbesonde­re bei Beschlüsse­n. Und wenn er das ein Jahr lang nicht schafft, ist Politik vielleicht nichts für ihn.

Klar, Steinbrück ist nicht der Einzige mit Abwesenhei­ten im Stadtrat oder im Kreistag. Den Rest schaue ich mir noch an. Dann aber mit fertigen Statistike­n statt Protokolle­n.

 ?? ?? Tobias Leiser über den AfD-Kandidaten und seine Anwesenhei­t
Tobias Leiser über den AfD-Kandidaten und seine Anwesenhei­t

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