Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Arbeiten, Putzen und Digitalisieren
Drei Bewerber, ein Amt: Öffentliche Diskussion im Kulturhaus Gotha beleuchtet Zukunft von Verwaltung und Bildung
Auf reges Interesse stieß am Mittwochabend die Podiumsdiskussion mit den Bewerbern für die Wahl des Landrats am 26. Mai. So stellten sich im Kulturhaus neben Amtsinhaber Onno Eckert (SPD) die beiden Kandidaten Jana Röse (CDU) und Stephan Steinbrück (AfD) den Fragen von Tobias Leiser aus unserer Redaktion und Maik Schulz von „Oscar am Freitag“, die die Veranstaltung gemeinsam moderierten.
Zunächst stellten sich alle drei Bewerber in einem kurzen Statement dem Publikum vor, bevor der erste Themenkomplex eröffnet wurde. Jana Röse (CDU) ist 48 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Sie kommt aus Gräfentonna und wohnt in Schnepfenthal. Von Beruf ist sie Verwaltungsbetriebswirtin und Betriebswirtin. In ihrer beruflichen Laufbahn war sie im Landeskirchenamt und im Jobcenter als Arbeitsvermittlerin tätig. Derzeit ist sie Sachgebietsleiterin im Inneren Service im Gothaer Landratsamt.
Stephan Steinbrück (48) ist verheiratet, hat vier Kinder und kommt aus dem Gothaer Ortsteil Uelleben. Seit seiner Jugend ist er in verschiedenen Vereinen organisiert, sitzt im Ortschaftsrat, Stadtrat und Kreistag für die AfD.
Amtsinhaber Onno Eckert (39) lebt seit seiner Kindheit in Crawinkel. Er hat in Ohrdruf Abitur abgelegt und beim Arbeiter-SamariterBund den Zivildienst geleistet. In Halle/Saale Jura studiert, 2015 als Referent im Landesverwaltungsamt gearbeitet und seit 2018 Landrat im Kreis Gotha.
Was sollte im Kreis Gotha besser werden, warum kandidieren Sie?
Steinbrück:
Prinzipiell die Verwaltungstechnik den Bürgern gegenüber. Besser werden müssen die Abläufe im Landratsamt für die Bürger; sparsamer mit Geldern umgehen. Da es so nicht weitergehen kann, stelle ich mich hier zur Wahl. Insgesamt müssen sich die Wirtschafts-, Klima- und Energiepolitik ändern. Zwar kann man das als Kreis nicht beeinflussen, doch hängt alles damit zusammen. Ich will kleine Stellschrauben und Missstände abbauen. Wir könnten bei der Reinigung von Asylbewerberheimen sparen, denn das kön
nen die selbst machen. Das Geld kann man woanders ausgeben.
Röse: Wir haben tolle und motivierte Mitarbeiter im Landratsamt, die Wertschätzung brauchen. Mein Ansatz ist es, die Bürgerfreundlichkeit zu verbessern, dass wir den Digitalisierungsprozess anstoßen. Der hängt momentan in der Planungsphase fest. Deshalb müssen die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Ziel ist es, dass Firmen und Bürger Anträge digital einreichen können und Schulden abzubauen. Ich stehe für das Programm der CDU und möchte mich einbringen.
Eckert: Wir nehmen als moderne bürgergewandte Behörde unsere Aufgaben wahr. Es geht nicht darum, Flächen der Gemeinschaftsunterkünfte in Ordnung zu halten, sondern, dass die Menschen nicht so lange in den Unterkünften sind. Wichtig ist, den Ankunftsprozess der Menschen so zu gestalten und die Leute sozial zu begleiten. Die Leute zu zwingen die Flure zu putzen, wird nicht gelingen.
Welche Eigenschaft hilft Ihnen auf dem Weg ins Landratsamt?
Röse: Ich bin zielorientiert und ich kann verschiedene Menschen zusammenbringen. Ich kann Meinungen akzeptieren und abwägen.
Eckert: Ich bezeichne mich als empathisch und bin ein bodenständiger Mensch, auch wenn ich hier in Schlips und Anzug sitze. Das sind wichtige Eigenschaften.
Steinbrück: Ich bin sehr zielstrebig und kann mich gut auf Menschen einlassen, habe einen starken Gerechtigkeitssinn und kann mich in Menschen hinein versetzen – und das ist wichtig.
Mehr Personal im Landratsamt – und kommt der Neubau?
Röse: Wir müssen die Bestandsgebäude nachhaltig sanieren. Neubau und Flächenversiegelung halte ich für einen Fehler. Die Anbindung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zu den Bestandsgebäuden ist besser geregelt. Ich spreche mich eindeutig für Sanierung des Landratsamtes aus.
Eckert: Es wird keinen kompletten Neubau für die gesamte Kreisverwaltung geben. Ich bin aber dafür, dass wir uns die Frage nach der Wirtschaftlichkeit stellen müssen.
Wir haben in den nächsten Jahren einen Generationswechsel im Landratsamt. So werden 200 Kollegen, das ist ein Drittel der Belegschaft, aufhören. Wir bilden im Jahr 15 Auszubildende aus. Wir können das aber nicht ersetzen. Deshalb werden viele Stellen ausgeschrieben.
Steinbrück: Wir müssen dem Fachkräftemangel in der Verwaltung vorbeugen. Wie es im Landratsamt aussieht, kann ich nicht beurteilen. Meine Idee: Schulklassen einladen, damit sie mal einen Rundgang durchs Landratsamt machen, um einen Einblick in die Arbeit zu bekommen.
Wie bewerten Sie den Landkreis Gotha?
Röse:
Wir haben die Stadt Gotha und den ländlichen Raum. Ich werbe dafür, dass sich im ländlichen Raum auch Familien mit Kindern ansiedeln. Wir haben genügend Industrie, Arbeitsstellen in der Hotellerie und Gesundheitswesen sowie im Handwerk. Wir wollen ein Wohnumfeld schaffen, wo der ÖPNV, Schulen und Freizeitwert vorhanden ist.
Eckert: Unser Kreis bietet alles. Steinbrück: Im Kreis Gotha kann man arbeiten, wohnen und man hat hier Wald und Berge.
Was wollen Sie angehen? Röse:
Die Digitalisierung, das erkläre ich zur Chefsache. Ich möchte die Bürgerfreundlichkeit erhöhen. Das ist was Greifbares.
Eckert: Ich bin in ein Freund davon, dass Dinge dort entschieden werden, wo sie sie entschieden werden müssen.
Steinbrück: Die Digitalisierung ist eine feine Sache, wenn sie funktioniert. Man kann zwar von zu Hause aus ein Formular ausfüllen, aber man kann nicht rechnen, schreiben und lesen lernen. Deshalb müssen wir die Schulen auf einen besseren Stand bringen, als sie jetzt sind. Die Kinder sind mir am allerwichtigsten.
Im Anschluss hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen an die drei Landratskandidaten zu stellen. Dabei ging es beispielsweise um den Fortbestand des Rettungswesens im Landkreis, um das Thema Windkraft und den Neubau der Grundschule in Goldbach.