Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Wie Gotha einen Schandfleck endlich los wird
Erfurter Immobilienfirma übernimmt alten Güterbahnhof. Stadtverwaltung trotz Interesse nicht enttäuscht
Ulf Zillmanns Schnauben ist deutlich zu hören. „Das ist ein Witz“, sagt der CDU-Bürgermeister Gothas. Dem Vertreter der Sparkasse Osnabrück ist das herzlich egal.
Die Sparkasse hält daran fest: 500.000 Euro müssen schon drin sein. Am Dienstag kommt es am Amtsgericht in Gotha zur Zwangsversteigerung der Brandruinen und der Freifläche am alten Güterbahnhof in der Parkstraße.
Neben Vertretern der Stadt zeigen auch Unternehmer Interesse an den Immobilien. Auktionen waren in der Vergangenheit immer wieder gescheitert, weil der Gläubiger stets auf eine Mindestsumme bestand und Flächen sowie Gebäude unbedingt gemeinsam loswerden wollte.
Bebauungsplan lässt Wohnraum und kleines Gewerbe zu
Die ersten Minuten verstreichen, ohne viele Gebote. Ein Unternehmer aus Ohrdruf bietet 266.500 Euro für die Brandruinen und die noch intakte Halle. Zillmann bittet den Herren hinaus. Dort weist er ihn auf den Bebauungsplan hin, so Zillmann. Der Plan sieht vor, dass an der Parkstraße Wohnhäuser und nur kleines Gewerbe entstehen darf. Dann nimmt die Auktion der Gebäude Fahrt auf.
Kurz vor Ablauf der Zeit steigen Vertreter der Erfurter Immobilienfirma „Classico“mit ein. Die beiden Interessenten überbieten sich fast im Sekundentakt. Als die 400.000Euro-Marke geknackt ist, schüttelt der Unternehmer aus Ohrdruf den Kopf.
Die Gebäude gehen an die Erfurter Firma. In der nächsten Runde
kommen die Freiflächen an der Parkstraße unter den Hammer. Wieder vergehen die ersten Minuten ohne viele Gebote.
Weil die Zufahrt zu den Hallen ohne die davorliegenden Grundstücke schwierig ist, bieten die Vertreter von „Classico“100.000 Euro, um das Ziel der Sparkasse zu erreichen. Als sich die Zeit ihrem Ende nähert, zeigt auch Ulf Zillmann Interesse und hebt seine rechte Hand. Erneut geht es Gebot auf Gebot. Nacheinander legen die Immobilienfirma
und Zillmann immer wieder 5000 Euro darauf. „Wenn die Stadt Gotha Meistbietender ist, werden beide Verfahren eingestellt“, merkt der Vertreter der Sparkasse an, als Zillmann zwischenzeitlich vorn liegt.
Alle Immobilien sollen gemeinsam über den Tisch gehen. Zillmann weiß das und bietet weiter. Die Strategie, so wirkt es: Die Versteigerung platzen zu lassen, damit sich eine neue Chance bietet. Bei 155.000 Euro ist dann für die Stadt
Schluss. Die Erfurter Immobilienfirma erhält den Zuschlag für ihr Gebot von 159.000 Euro.
„Wir müssen uns ja vor dem Steuerzahler verantworten“, sagt Zillmann nach der Zwangsversteigerung. Interesse an den Flächen bestand zwar, aber er brauche sie nicht mehr unbedingt, so der erste Beigeordnete.
Angedacht war, die Freiflächen an der Parkstraße in die Umfeldgestaltung des Bahnhofes miteinzubeziehen. Unter anderem hätten dort
Parkplätze entstehen können. Zillmann zeigt sich nach der Auktion jedoch nicht enttäuscht. „Das Thema Parken am Bahnhof haben wir anderweitig geklärt“, sagt Zillmann, der sich aber vorerst nicht zum aktuellen Stand äußern möchte.
Nach der Auktion fahren die Vertreter von „Classico“direkt in die Parkstraße. Was sie dort genau vorhaben, können sie noch nicht sagen. Man müsse sich erst mal umschauen und die Füße unter den Tisch bekommen.