Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Wie Gotha einen Schandflec­k endlich los wird

Erfurter Immobilien­firma übernimmt alten Güterbahnh­of. Stadtverwa­ltung trotz Interesse nicht enttäuscht

- Tobias Leiser

Ulf Zillmanns Schnauben ist deutlich zu hören. „Das ist ein Witz“, sagt der CDU-Bürgermeis­ter Gothas. Dem Vertreter der Sparkasse Osnabrück ist das herzlich egal.

Die Sparkasse hält daran fest: 500.000 Euro müssen schon drin sein. Am Dienstag kommt es am Amtsgerich­t in Gotha zur Zwangsvers­teigerung der Brandruine­n und der Freifläche am alten Güterbahnh­of in der Parkstraße.

Neben Vertretern der Stadt zeigen auch Unternehme­r Interesse an den Immobilien. Auktionen waren in der Vergangenh­eit immer wieder gescheiter­t, weil der Gläubiger stets auf eine Mindestsum­me bestand und Flächen sowie Gebäude unbedingt gemeinsam loswerden wollte.

Bebauungsp­lan lässt Wohnraum und kleines Gewerbe zu

Die ersten Minuten verstreich­en, ohne viele Gebote. Ein Unternehme­r aus Ohrdruf bietet 266.500 Euro für die Brandruine­n und die noch intakte Halle. Zillmann bittet den Herren hinaus. Dort weist er ihn auf den Bebauungsp­lan hin, so Zillmann. Der Plan sieht vor, dass an der Parkstraße Wohnhäuser und nur kleines Gewerbe entstehen darf. Dann nimmt die Auktion der Gebäude Fahrt auf.

Kurz vor Ablauf der Zeit steigen Vertreter der Erfurter Immobilien­firma „Classico“mit ein. Die beiden Interessen­ten überbieten sich fast im Sekundenta­kt. Als die 400.000Euro-Marke geknackt ist, schüttelt der Unternehme­r aus Ohrdruf den Kopf.

Die Gebäude gehen an die Erfurter Firma. In der nächsten Runde

kommen die Freifläche­n an der Parkstraße unter den Hammer. Wieder vergehen die ersten Minuten ohne viele Gebote.

Weil die Zufahrt zu den Hallen ohne die davorliege­nden Grundstück­e schwierig ist, bieten die Vertreter von „Classico“100.000 Euro, um das Ziel der Sparkasse zu erreichen. Als sich die Zeit ihrem Ende nähert, zeigt auch Ulf Zillmann Interesse und hebt seine rechte Hand. Erneut geht es Gebot auf Gebot. Nacheinand­er legen die Immobilien­firma

und Zillmann immer wieder 5000 Euro darauf. „Wenn die Stadt Gotha Meistbiete­nder ist, werden beide Verfahren eingestell­t“, merkt der Vertreter der Sparkasse an, als Zillmann zwischenze­itlich vorn liegt.

Alle Immobilien sollen gemeinsam über den Tisch gehen. Zillmann weiß das und bietet weiter. Die Strategie, so wirkt es: Die Versteiger­ung platzen zu lassen, damit sich eine neue Chance bietet. Bei 155.000 Euro ist dann für die Stadt

Schluss. Die Erfurter Immobilien­firma erhält den Zuschlag für ihr Gebot von 159.000 Euro.

„Wir müssen uns ja vor dem Steuerzahl­er verantwort­en“, sagt Zillmann nach der Zwangsvers­teigerung. Interesse an den Flächen bestand zwar, aber er brauche sie nicht mehr unbedingt, so der erste Beigeordne­te.

Angedacht war, die Freifläche­n an der Parkstraße in die Umfeldgest­altung des Bahnhofes miteinzube­ziehen. Unter anderem hätten dort

Parkplätze entstehen können. Zillmann zeigt sich nach der Auktion jedoch nicht enttäuscht. „Das Thema Parken am Bahnhof haben wir anderweiti­g geklärt“, sagt Zillmann, der sich aber vorerst nicht zum aktuellen Stand äußern möchte.

Nach der Auktion fahren die Vertreter von „Classico“direkt in die Parkstraße. Was sie dort genau vorhaben, können sie noch nicht sagen. Man müsse sich erst mal umschauen und die Füße unter den Tisch bekommen.

 ?? TOBIAS LEISER ?? In den Gebäuden auf dem Gelände des früheren Güterbahnh­ofes in Gotha kam es in den vergangene­n Jahren immer wieder zu Bränden. Nun hat die Erfurter Immobilien­firma Classico die Hallen übernommen.
TOBIAS LEISER In den Gebäuden auf dem Gelände des früheren Güterbahnh­ofes in Gotha kam es in den vergangene­n Jahren immer wieder zu Bränden. Nun hat die Erfurter Immobilien­firma Classico die Hallen übernommen.

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