Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Was zieht mich hoch?
Was zieht mich hoch? Als Schulpfarrer bin ich oft dabei, Schülerinnen und Schülern Ereignisse, von denen die Bibel erzählt, zu erklären. Aber nun erklären Sie mal Himmelfahrt! Gar nicht so einfach. Der Name dieses kirchlichen Feiertages, der auch den kommenden Sonntag Exaudi thematisch noch prägt, birgt ja das Geschehen in sich, um das es geht. Aber ist damit schon alles gesagt? Und entstehen dann nicht doch wieder so merkwürdige Missverständnisse, die uns Jesus eher in die Ferne rücken, als dass er uns vertrauter wird oder bleibt, wie zum Beispiel: Jesus fährt auf einer Wolke in den Himmel?
Ich versuche es dann meist für die Schülerinnen und Schüler zu umschreiben, wie zum Beispiel, dass Jesus aus der sichtbaren in die unsichtbare Welt gegangen ist. Der Gedanke an die Existenz einer unsichtbaren Welt wird meistens recht offen aufgenommen. Interessant, was sich manche dabei alles denken. Kein Gedanke mehr, dass das Wort Himmelfahrt Assoziationen wie an einen Fahrstuhl weckt oder die klassische und meist nicht so hilfreiche Vorstellung, Gott sei „irgendwo da oben“und wir hier „unten“, unverbunden und damit fern.
Unsichtbare Welt, das ist vielleicht der Hort unserer Träume, die manchmal so geheimnisvoll sind, dass wir uns wundern und doch merken, dass wir gemeint sind. Unsichtbare Welt, der friedvolle und würdige Ort, an den wir unsere Lieben wünschen, die schon aus dieser Welt gegangen sind und wo ihnen kein Leid mehr geschehen kann. Unsichtbare Welt ist vielleicht auch die Herkunft mancher Bewahrung oder unverhoffter geistiger Stärkung, die wir in unserem Leben erfuhren und die uns ahnen lässt, dass unsichtbare Welt wohl auch göttliche Welt ist, die uns umgibt und viel näher ist als es uns in den meisten Augenblicken unseres Lebens bewusst ist.
Was ist, wenn Jesus in diese, so beschriebene Welt gegangen ist, wenn unten und oben keine Rolle spielen und wir uns auch nicht den Kopf zerbrechen müssen, wie das denn nun vonstattengegangen ist? Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Die Welt, wie sie sich uns dieser Tage bietet, hat vieles, was uns eher herunterzieht. Ich brauche wohl kaum konkrete Beispiele dafür anführen. Und auch wenn ich wünsche, dass es in Ihrem Leben gerade nicht so ist, weiß ich wohl, was sich alles abspielen kann in einem Menschenleben. Christlicher Glaube an den Auferstandenen und den Erhöhten Jesus Christus ist vor allem dann in Herzen der Menschen lebendig geworden, wenn alle Lebensumstände, die herunterziehenden Argumente boten. Christlicher Glaube verbindet uns mit dem lebendigen Gott, der uns nicht in der Ferne, sondern in unserem Alltag begegnet und umgibt. Christlicher Glaube vermag uns „hochzuziehen“, im Sinne von aufrichten. Er vermag, uns Stärke und Würde zu verleihen, die es in der Form aus dieser Welt nicht geben kann.