Thüringische Landeszeitung (Jena)
Abschussrecht für Kormorane ausweiten
Anglerverband: Auch Naturschutzgebiete mit einbeziehen
RANIS. Der Landesanglerverband Thüringen fordert von der rot-rot-grünen Landesregierung die Erlaubnis zum flächendeckenden Kormoran-Abschuss. „Auch in Naturschutzgebieten“, sagte Verbandsgeschäftsführer André Pleikies der TLZ. „Nur so haben wir eine Chance, die Kormoran-Bestände zu reduzieren.“Die 1200 bis 1500 Vögel, die sich in Thüringen monatelang niederlassen, gelten als hauptverantwortlich dafür, dass es Fischarten wie Äsche, Döbel, Bachforelle, Barbe und Hasel in manchen Thüringer Flussregionen kaum oder nicht mehr gibt.
Wissenschaftliche Studien belegten dies seit Jahren, betonten Fischereisachverständige und andere Experten bei einer Fachtagung der Arbeitsgruppe Artenschutz in Ranis. Auf Abschreckung mit Blendgranaten oder Laserstrahlen reagiere der Kormoran auf Dauer nicht. „Es gibt nur eine Möglichkeit: Vergrämungsabschüsse“, so der Leiter der Arbeitsgruppe, Forst-Ingenieur Martin Görner aus Jena.
Im Thüringer Umweltministerium vertritt man die Gegenposition. „Unser Ziel ist, dass weniger Kormorane geschossen werden“– nicht mehr, betont Andreas Maruschke, Sprecher des Umweltministeriums.
Das Ministerium ist derzeit dabei, die Kormoran-Verordnung von 2008 zu überarbeiten; sie läuft zum Jahresende aus. Die bestehende Verordnung erlaubt noch den Abschuss, doch regelt ihn streng. „Wir streben einen Kompromiss an und sind mit Verbänden noch im Gespräch“, sagte Maruschke.
Abschuss-Szenarien, wie vom Landesanglerverband gefordert, lehnt man in Ministerium allerdings strikt ab. „Das bringt nichts. Dann ziehen andere Kormorane nach Thüringen nach“, sagte zuständige Fachreferentin.